Was ist Kulturgeschichte der Gewalt?

Interdisziplinäre Antworten

 
 

Gewalt betrifft uns – und rückt uns aktuell in Europa durch die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine bis in unseren Alltag hinein nahe. Putins Krieg zeigt eindringlich, wie wichtig neben militärischer, politischer und wirtschaftlicher Schlagfertigkeit die historische Einordnung gewaltsamer Akte und ihrer Legitimationsversuche ist. Die Fortsetzung unserer Vortragsreihe im akademischen Jahr 2022/23 trägt dem Rechnung – und erweitert zugleich die betrachteten geographischen Räume und Epochen: So lenken wir den Blick z. B. nach Russland und Afrika sowie in das Mittelalter oder die italienische Renaissance.

Gewalt schockiert und fasziniert, wenn sie uns in den Nachrichten, in der Kunst oder im eigenen Leben begegnet. Schlachten, Eroberungskriege, Sklaverei, Folter, Vertreibung und Massaker lassen uns erschauern. Die Bibel und die berühmtesten, rührendsten Texte der Literaturgeschichte erschüttern mit eindrücklichen Gewaltszenen. Doch bleiben brutales menschliches Handeln und Erleiden schwer zu erfassen. Umso mehr muss sich die Kulturgeschichte mit dem komplexen Phänomen der Gewalt auseinandersetzen.

Jenseits der großen Debatten darüber, ob unsere Welt insgesamt friedlicher geworden ist oder die Gewalt als anthropologische Konstante unser Zusammenleben stets mitbestimmt, sind Gewalt und ihre Beobachtung bzw. Deutung in unterschiedlichsten Disziplinen Thema. Die Neue Militärgeschichte, aber auch die Körper-, Emotions- und Erfahrungsgeschichte setzen sich in diesem Zusammenhang intensiv mit soziologischen, anthropologischen, psychologischen oder philosophischen Gewalttheorien auseinander. Konkrete Akteure und Ereignisse, Wahrnehmungen, das Erzählen und die Verarbeitung von Gewalt, schließlich auch kollektive Erinnerungskulturen werden so neu in den Blick genommen.
Anknüpfend an die Tradition unserer Vortragsreihe stellen wir auch im neuen akademischen Jahr die Frage: Welche Rolle spielte Gewalt in historischen Gesellschaften – und welchen Bezug hat Gewaltgeschichte zu unserer Gegenwart? Kurz: Was ist eine Kulturgeschichte der Gewalt?

In unserer Vortragsreihe präsentieren prominente Vertreter*innen an (historischen) Gewaltereignissen interessierter Fächer wie auch junge Forscher*innen ihre Antworten und Ideen. Im knappen Format eines einstündigen Kolloquiums stellen sie ihre Forschungen, Fragen, Fallbeispiele und theoretische Modelle als Anregungen für den interdisziplinären Austausch zur Diskussion.

Wir laden Sie – weiterhin per Zoom – zu den Vorträgen sehr herzlich ein und freuen uns auf Ihr Interesse.

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Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und auf die Diskussion mit Ihnen und den Referent:innen.

 

Vielen Dank und bis bald!

Prof. Dr. Isabelle Deflers
Dr. Anke Fischer-Kattner
Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith enthauptet Holofernes, ca. 1612. Neapel, Museo di Capodimonte.