Interdependenz von technischem und sozialen Wandel als akademisches Arbeitsfeld

Wir leben in einer durchweg technisierten Kultur. Alle Gesellschaftsbereiche sind technologisch durchsetzt. Handlungen, Denkweisen und Wahrnehmungen, aber auch die Sozialstrukturen sind technisch vermittelt. In den letzten Jahrzehnten werden die Ambivalenzen von Technik und die Vulnerabilität technisierter Gesellschaften intensiv wahrgenommen. Dies führt zu Anfragen an Reflexionsinstanzen, darunter auch an die Geschichtswissenschaft. Sie kann Beiträge zum gewünschten Orientierungswissen liefern, indem sie die aus Gegenwartsproblemen resultierenden Bedürfnisse aufnimmt und sie zu historischen Fragestellungen ausarbeitet. Anhand einer Auswahl von Quellen erschließt sie dann Vergangenheit.

Aufgrund der Verwobenheit von Technik, Gesellschaft und Kultur in der globalen Moderne ist jede Sozial-, Wirtschafts-, oder Kulturgeschichte zugleich Technik- und Umweltgeschichte. Die Professur vereint diese Perspektiven mit den Arbeitsgebieten der Rechtsgeschichte und Wissenschaftsgeschichte. Der historisch-kritischen Analyse unterzogen werden die ökonomischen, kulturellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen von Technik und technischen Sachsystemen sowie die komplexen Zusammenhänge zwischen materieller Kultur und sozialen Prozessen. Damit schließt die Professur einerseits an die Allgemeine Geschichtswissenschaft an, andererseits an die Science and Technology Studies mit deren Anliegen in der Technikfolgenabschätzung und Technikakzeptabilitätsforschung.

Die Professur ist aufgrund ihrer Ausrichtung Teil des Münchner Zentrums für Wissenschafts- und Technikgeschichte. Dieses vereint Institute der Technischen Universität München, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität der Bundeswehr München und des Deutschen Museums zu gemeinsamer Forschung und Lehre.

 

Bildquelle: Museum of Business History and Technology in Delaware, Marcin Wichary (SF, USA), 29.12.2016