Mitbestimmung 4.0

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert vom 01.01.2018 bis 31.12.2019 das Forschungsprojekt (Nr. 2017-441-2) „Mitbestimmung 4.0 – Mit Widersprüchlichkeiten aktiv umgehen“.

Das Vorhaben untersucht die Widersprüchlichkeiten, die sich durch und hinsichtlich der Digitalisierung der Arbeitswelt im öffentlichen Diskurs und auf der betrieblichen Ebene ergeben, um daraus Implikationen für einen aktiven Umgang mit den widersprüchlichen Anforderungen der Digitalisierung für die Mitbestimmung abzuleiten.

 

Kontext

Arbeitnehmer*innen bewegen sich in Betrieben immer häufiger in paradoxen Handlungswelten: auf einer Seite stehen zunehmende Partizipation, Informationszugang und Entscheidungsmöglichkeiten, auf der anderen Seite Überwachung, Kontrolle und (Fremd-)Steuerung. Dabei geschieht die Veränderung in Betrieben derzeit in so erheblicher Geschwindigkeit, dass sich Arbeitnehmer*innen und Betriebsrät*innen kaum mit diesen Konfliktfeldern beschäftigen können. Trotz umfangreicher Beiträge zu den einzelnen Teilbereichen wurde bisher kaum empirisch erforscht, was die Existenz paradoxer Szenarien in der digitalen Arbeitswelt für die betriebliche Mitbestimmung bedeutet.

 

Fragestellung

Um die Mitbestimmung auch im Zeitalter der Digitalisierung nachhaltig zu verankern, ist zu analysieren, wie die Mitbestimmung mit den scheinbar unvereinbaren Anforderungen der Digitalisierung aktiv und sinnvoll umgehen kann. Im Forschungsprojekt werden daher folgende Fragen beantwortet: Wie wirkt sich der öffentliche Diskurs zur Digitalisierung auf den Umgang der Beschäftigten und deren Interessenvertretungen mit den Widersprüchlichkeiten zwischen Partizipation und Entmündigung aus? Welche Handlungsstrategien ergeben sich hieraus für die Mitbestimmung in der digitalen Arbeitswelt?

 

Untersuchungsmethoden

Empirisch untersuchen wir die Forschungsfrage auf zwei Ebenen. Die erste Ebene bildet eine Diskursnetzwerkanalyse, bei der wir die Widersprüchlichkeiten im gesellschaftspolitischen Diskurs zur Digitalisierung identifizieren. Wir zeigen Interessen und Sichtweisen von Gewerkschaften, Arbeitgebervertretern, Behörden, Nichtregierungsorganisationen sowie weiteren Akteuren auf und analysieren, auf welche Weise sich diese aufeinander beziehen. Die zweite Ebene bilden vergleichende Betriebsfallstudien in fünf Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Es finden qualitative Interviews mit Betriebsrät*innen, Beschäftigten sowie Führungskräften statt. Anhand der Multiple-Case-Methode werden die Fälle untereinander verglichen und theoretische Konzepte zum Umgang mit Paradoxien in der digitalen Arbeitswelt entwickelt. Aus der Verbindung der beiden Untersuchungsebenen leiten wir abschließend Ansatzpunkte für den Umgang mit Paradoxien seitens der Mitbestimmung ab.

 

Ansprechpartner: Verena Bader