Forschungsprojekt MEDinTime: Die Apotheke aus der Luft

4 Oktober 2021

Mit dem Projekt MEDinTime sollen künftig Notfallmedikamente per Drohne von einer Krankenhausapotheke zu kleineren Kliniken gebracht werden. Die bayerische Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Kerstin Schreyer, besuchte die UniBwM um sich über das Forschungsprojekt zu informieren.

Das Verbundforschungsprojekt MEDinTime soll eine zuverlässige und sichere Versorgung regionaler Kliniken mit Medikamenten mittels automatisiert betriebener UAS (unbemannte Luftfahrzeugsysteme, Drohnen) inklusive der Bereitstellung von Verfügbarkeitsdaten in Echtzeit realisieren. Projektpartner bei MEDinTime sind das Luft- und Raumfahrtunternehmen Quantum-Systems GmbH, das Klinikum Ingolstadt, die Technische Hochschule Ingolstadt, der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm und das Bayerische Rote Kreuz. Innerhalb dieses Projekts erforscht Prof. Jörg Böttcher, Professur für Regelungstechnik und Elektrische Messtechnik an der Universität der Bundeswehr München, im Auftrag von Quantum Systems ein Verfahren zur „Entwicklung einer dynamischen Flugplanung“.

Neue Verkehrswege für die Versorgung

Am 1. Oktober 2021 besuchte die Staatsministerin Kerstin Schreyer die Universität, wo sie sich von Vertretern der Projektpartner die Ziele und den Stand der Forschung erläutern ließ. Ruslan März und Peter Linhardt von der Klinikapotheke des Klinikums Ingolstadt skizzierten zu Beginn die aktuelle Situation in der Praxis, nach der ihre Apotheke für 14 Krankenhäuser Medikamente vorhält. Da es unwirtschaftlich sei, überall alle, teils teuren, Medikamente auf Lager zu haben, werden kleinere Häuser von großen Kliniken versorgt. Zeit spielt bei der Bereitstellung der Medikamente eine sehr große Rolle, „Zeit ist Leben“, fasste es Linhardt zusammen. Eine Möglichkeit, Notfallmedikamente sehr schnell und auf direktem Wege von A nach B zu bringen ist der Luftweg per Drohne. Hier kommt die Firma Quantum Systems ins Spiel, von der Armin Busse und Pierre Ulfig vor Ort dabei waren und ihre Drohne Trinity präsentierten.

MEDinTime ist ein Pilotprojekt mit dem Ziel einer besseren Patientenversorgung im Notfall. Die Drohnen fliegen effizient bis zu 100 km weit und können senkrecht starten und landen. Sie transportieren eine Box in der die Medikamente sicher gekühlt und per GPS getrackt werden können. Die Drohne fliegt zurzeit noch vollautomatisch eine Stecke, die vorab geplant wird. Doch für den Einsatz unter realen Bedingungen über urbanem Gebiet kommen andere Anforderungen als das Erreichen des Ziels auf schnellsten Wege hinzu. „Die Drohne bekommt den Auftrag, von A nach B zu fliegen, muss sich aber ständig selbst überlegen, wie sie am besten dahin kommt“, sagt Prof. Böttcher, der mit seinem Team an der Universität der Bundeswehr München für die dynamische Routenwahl verantwortlich ist. Die Drohne soll z.B. die Topografie beachten, lokale Wettersituationen berücksichtigen, den Überflug größerer Menschenansammlungen oder temporäre Hindernisse wie Baukräne vermeiden.

Technisch ist bereits vieles möglich – rechtliche Fragen noch offen

Die größten Herausforderungen für die Realisierung des Projekts sind nach Ansicht von Prof. Böttcher und Pierre Ulfig nicht technischer Art, sondern gesetzlich und regulatorische. Technisch ist das bis Ende 2022 laufende Projekt den Verantwortlichen zufolge weit fortgeschritten. Die ersten für kommendes Frühjahr geplanten Probeflüge zwischen den Krankenhäusern Ingolstadt und Pfaffenhofen seien realistisch. Für den regulären Einsatz der Drohnen, die in Notfällen Menschenleben retten könnten, müssten Lösungen gefunden werden, wie sich bemannte und unbemannte Luftfahrzeuge den Luftraum teilen können.

Staatsministerin Schreyer war bei ihrem Besuch an der Universität sichtlich begeistert von der innovativen Idee und der Zusammenarbeit aus Forschung, Wirtschaft und Gesundheitswesen. Sie könne sich durchaus vorstellen, dass Drohnen in der Zukunft eine wichtige Ergänzung in der Versorgung der Bevölkerung darstellen. Im ländlichen Raum würde sie größere Entfernungen perfekt überwinden und im städtischen Gebiet Staus und Baustellen mühelos umgehen.


Die Professur für Regelungstechnik und Elektrische Messtechnik arbeitet an der Schnittstelle zwischen technologischer Basiskompetenz und industrieller Umsetzung. Sie deckt ein weites Spektrum an mess- und regelungstechnischen Methoden und Simulationsverfahren ab. Im Fokus stehen dabei sowohl intelligente Geräte und Maschinen als auch automatisierte technische Prozesse. Die Professur verfügt über langjährige Erfahrung in der Durchführung von praxisnahen Studien- und Forschungsarbeiten für Unternehmen. Studierenden wird ein interessantes Paket an Lehrmodulen und studentischen Arbeiten geboten.

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Titelbild (v.l.n.r.): Ruslan März, Peter Linhardt, Prof. Merith Niehuss, Staatsministerin Kerstin Schreyer, Prof. Jörg Böttcher, Pierre Ulfig mit der Drohne Trinity von Quantum Systems (© Universität der Bundeswehr München / Siebold)