COVID-19: Hygienemaßnahmen für Touchscreens

14 Februar 2022

Im Zuge der COVID-19-Pandemie infizierten sich mehrere hundert Millionen Menschen mit dem COVID-19 Virus. Die Gefahr der Übertragung an öffentlichen Orten ist nach wie vor hoch, gerade an Orten mit Berührungspunkten. Aus diesem Grund beschäftigte sich ein Team des Forschungsinstituts CODE der Universität der Bundeswehr München mit der Erstellung eines Hygienekonzepts für öffentliche interaktive Displays, um Übertragungen hierüber zu reduzieren.

Öffentliche interaktive Displays sind in städtischen Gebieten zahlreich vertreten. Sie sind an vielen Orten zu finden und erfüllen Funktionen, die von Unterhaltung und Information (z. B. Karten- und Ladeninformationen in einem Einkaufszentrum) bis hin zu verschiedenen Dienstleistungen (z. B. Bargeldabhebung, Kauf von Zugtickets, Bestellung und Bezahlung in Fast-Food-Restaurants) reichen. Die überwältigende Mehrheit der öffentlichen interaktiven Displays funktioniert durch Berührung.

Die COVID-19-Pandemie warf nie dagewesene Fragen zu Hygiene, Risiken und allgemeinem Bewusstsein für berührungssensitive Displays auf. Ein Team um Prof. Florian Alt vom Lehrstuhl für Usable Security and Privacy hat untersucht, wie Menschen Hygiene auf gemeinsam genutzten Touchscreens wahrnehmen, wie sich dies auf ihr Verhalten auswirkt und wie Touchscreens durch hygienebezogene Funktionen verbessert werden könnten.

Wann und wo wurde der Bildschirm zuletzt berührt?

Das Team führte zunächst eine Online-Umfrage mit 286 Probanden durch. Aus dieser geht hervor, dass es einen sehr starken Zusammenhang zwischen der Besorgnis der Befragten über COVID-19 und ihrem Interesse an Hygiene-Informationen auf öffentlichen Displays gibt. Es gibt also eine Gruppe von Nutzenden, die sich Hygiene-Informationen auf gemeinsamen Bildschirmen im Sinne des Infektionsschutzes wünschen. Insbesondere wollen die Menschen wissen, wie lange es her ist, dass der Bildschirm zuletzt gereinigt wurde. Die Studie zeigt zudem, dass zwar die Interaktion mit öffentlichen Touch-Screens während der Pandemie leicht abgenommen hat, die Interaktion mit persönlichen Geräten (z. B. Smartphones) aber weitestgehend gleichgeblieben ist. Dies ist insbesondere im öffentlichen Raum problematisch, da hier Personen gleichzeitig persönliche als auch von der Allgemeinheit genutzte Touch-Oberflächen verwenden.

Konzept zur Darstellung von Touch-Interaktionen und Nutzungsinformationen

Auf Basis der Antworten der Umfrage wurde ein Hygienekonzept für Touchscreens entwickelt, welches frühere Berührungen visualisiert und Informationen über die Reinigung des Bildschirms und die Anzahl der vorherigen Benutzer liefert. Das Team untersuchte hierzu unterschiedliche Visualisierungen um Berührungen früherer Benutzer darzustellen, damit neue Benutzer es vermeiden können, die gleichen Stellen auf dem Bildschirm zu berühren.

Das finale Konzept wurde in die vom Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion (Prof. Michael Koch) auf dem Campus der Universität der Bundeswehr München betriebenen Informationsstrahler integriert und die Nutzung über mehrere Wochen beobachtet. Zusätzlich wurde eine qualitative Studie mit knapp 80 Probanden durchgeführt und das neue Hygienekonzept getestet. Dabei konnte festgestellt werden, dass es eine Nachfrage nach einem verbesserten Bewusstsein für den Hygienestatus öffentlicher Displays gibt, insbesondere bei denjenigen, die stärkere Bedenken wegen COVID-19 haben. Eine Visualisierung mittels eines Fingerabdrucksymbols wurde von den Benutzern sehr positiv aufgenommen.

Interaktion mit öffentlichen Touchscreens sicherer machen

Die Ergebnisse der Studie wurden auf der ACM Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI) publiziert, der führenden Tagung auf dem Gebiet der Mensch-Computer-Interaktion. Sie zeigen, dass Hygienekonzepte besser konkrete Informationen liefern sollten, anstatt abstrakte Warnungen. Zudem schlagen die Forscher vor, neue Konzepte zu erforschen, bei denen sich die Darstellung und interaktiven Elemente dynamisch an das Berührungsgeschehen anpassen.

Auf der Grundlage der Ergebnisse diskutieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Auswirkungen der Gestaltung von Hygieneanzeigen in der Öffentlichkeit. Die Forscher gehen davon aus, dass ihre Arbeit als Grundlage dafür dienen kann, wieder mehr Benutzerinnen und Benutzer zur Verwendung öffentlicher Bildschirme zu motivieren, sowie gleichzeitig die Interaktion mit öffentlichen Touchscreens sicherer zu machen und das Hygienebewusstsein zu fördern.


Weitere Informationen zum Lehrstuhl von Prof. Alt finden Sie hier >

Weitere Informationen zur Studie (in Englisch) erhalten Sie hier >


Titelbild: gettyimages/GaudiLab