Founders@unibw auf dem Defense Innovation Pitch Day 2023

20 November 2023

Am 9. November 2023 veranstaltete founders@unibw in enger Zusammenarbeit mit dem Behördenspiegel erneut den Defence Innovation Pitch Day in München.

Zweck und Ziel der Veranstaltung war es, relevante Zukunftstechnologien junger und innovativer Unternehmen den Truppeninnovatoren aus den Reihen der Bundeswehr zu präsentieren. Bei dem Format sollen Startups die Möglichkeit erhalten, Zugang zu Branchengrößen zu erhalten, ihre Ideen zu präsentieren und sich mit Unternehmensvertreterinnen und -vertretern auszutauschen.

Auf dem Programm standen technische Innovationen, die Steigerung der Effektivität und Effizienz von Waffen- und Führungssystemen, sowie das Reformieren der Beschaffungs- und Materialwirtschaft. Neben Startup Pitches gab es auch Impuls- und Keynote-Vorträge.

Nach einer Begrüßung von Benjamin Bauer, Mitglied der Geschäftsleitung des Behördenspiegel, wandte sich auch Vizepräsidentin Prof. Rafaela Kraus von der Universität der Bundeswehr München an die knapp 100 Gäste. Sie freue sich, dass derart viele Startups präsentieren würden, vor allem aber, dass auch in diesem Jahr wieder viele Unternehmen und Entscheidungsträger vor Ort seien. „Der Defense Innovation Pitch Day bietet Chancen und ist etwas, dass das Ökosystem Forschung, Innovation und Verteidigung voranbringt“, so Prof. Kraus. Man wolle und müsse wehrhaft und vorbereitet sein. „Wenn es sein muss“, ergänzte die founders@unibw-Initiatorin.

Dies unterstrich in seinem anschließenden Keynote-Vortrag auch Wolfgang Sachs, Ministerialrat im Bundesministerium der Verteidigung. Er ging dabei vor allem auf die Komplexität vernetzter Systeme, insbesondere bei der Bundeswehr ein, sowie deren Cyber-Sicherheit im Gesamtsystem.

Hochprofessionelle, hochspezialisierte Technologietransfers

Thomas Sattelberger, Parlamentarischer Staatssekretär a. D., äußerte beim Thema Technologische Souveränität, insbesondere bei Frühwarnradarsystemen und der Erneuerungsfähigkeit der Truppe, konstruktive Kritik. Die Bundeswehr benötige mehr Experimentierräume, kultureller und organisatorischer Natur. Die Universitäten lobte er: „Die Unis sind Innovations-Biotope – und die Politik muss mehr Freiheiten geben – ohne eine alte Bürokratie.“ Besonderer Erwähnung fand in seinem Vortrag die Arbeit von Prof. Rafaela Kraus und den Mitarbeitenden von founders@unibw der Bundeswehr Universität München – und setzte diese mit einem Aufbruch in eine neue Zeit gleich. „Die Universitäten sind ein Nukleus für hochprofessionelle, hochspezialisierte Technologietransfers“, so Sattelberger. „Es muss eine ganz neue Kraft entstehen, die die bisherige Null-Risiko-Kultur in der Beschaffung aufbricht.“

„Adaptieren und Improvisieren!“

Oberst i.G. Sascha Mies vom Kommando Cyber- und Informationsraum, betonte in seinem Vortrag, dass die Bundeswehr Verbesserungsbedarf an der digitalen Infrastruktur habe. Man spreche ständig von hochkomplexen Dingen wie Künstlicher Intelligenz, man müsse aber zunächst die bereits bestehenden Strukturen reformieren. Man benötige Standards, die nicht nur einfach, sondern auch nachvollziehbar seien. Sein Appell: „Adaptieren und Improvisieren!“

„Wir können zu echten Innovationsprofis werden“

Im Block „Impulse aus Forschung und Innovation“ hielten zunächst Felix Kästner und Fabian Obster von founders@unibw einen Impulsvortrag über Empowerment in der Marine. Ebenso wurde dem Publikum das dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr1 vorgestellt, sowie Dual-Use Projekte und Anknüpfungspunkte für Startups und Unternehmen. Bei der Auswertung von qualitativen und quantitativen Befragungen innerhalb der Bundeswehr, sei aufgefallen, „dass die meisten Befragten der Meinung sind, dass sie die starre Bürokratie daran hindere“, an Innovationen und Innovationsprojekten zu arbeiten. Fabian Obster fügte hinzu, man müsse es deshalb schaffen, klare Zuständigkeiten zu vergeben. Die Infrastruktur dafür sei schließlich gegeben. Der Konsens der beiden Redner: „Wir können zu echten Innovationsprofis werden!“


im Bildvordergrund sind die Zuhörenden von hinten zu sehen, vor dem Publikum stehen zwei junge Männer, die auf die Leinweind rechts im Bild schauen, auf der ein Campusbild mit dem Logo von founders@unibw zu sehen ist sowie der Text "founders@unibw. Intra- und Entrepreneurship Center der Universität der Bundeswehr München. Felix Kästner, Defence Innovation Pitch Day 2023"
Felix Kästner (l.) und Fabian Obster sprachen über Empowerment in der Marine (© Maximilian Marquardt/founders@unibw)


Gelebte Fehlerkultur als Ansporn

Matthias Hoffmann aus dem founders@unibw Team stellte das Intrapreneurship-Programm IntraXperience der Universität der Bundeswehr München vor. Die gute Nachricht: „Als Gründer-Uni stehen wir im nationalen Vergleich sehr gut da“, sagte Hoffmann in seinem Keynote-Vortrag. Der Sinn und Zweck der Startup-Kultur werde noch nicht überall und von allen verstanden. Startups hätten einen gänzlich anderen Auftrag als Unternehmen. „Es geht dabei um gelebte Fehlerkultur – Aufzeigen, wo es in der Bundeswehr hakt – und diese Dinge dann verbessern“, so Hoffman.


Rechts im Bild teht ein junger Mann, der mit einem Mikrofon in der Hand zum Publikum (außerhalb des Bildes) spricht. Links im Bild an der Wand ist eine Leinwand zu sehen, auf der eine Präsenation zu sehen ist: im Hintergrund das Bild der Deutschlanflagge, darüber ist ein Text gelegt: "the ugly truth about German Defence". Rechts daneben ist das Logo der Firma ARX Landsysteme GmbH zu sehen. am unteren Präsentationsrand steht "Defence Innovation Pitch Day 2023. Marc Wietfeld, ARX Landsysteme GmbH"
Marc Wietfeld ist Alumnus der UniBw M und Founder und CEO von ARX Landsysteme (© Maximilian Marquardt/founders@unibw)


Technologiesouveränität für Streitkräfte

In seinem Impulsvortrag kritisierte Marc Wietfeld, Founder und CEO von ARX Landsysteme, ebenfalls die zu umständliche Beschaffungsökonomie der Bundeswehr und deren Prüfverfahren. „Macht es Sinn, dass ein Panzer nach zivilen Prüfmechanismen unter die Lupe genommen wird?“, fragte er die Anwesenden. Der Soldat brauche verlässliche Produkte. Nur dieser, als User, könne am Ende das Produkt entsprechend beurteilen. „Innovation ist in unserer Branche schwierig, da sie kein Preisschild hat. Niemand will in Vorleistung gehen; das Risiko ist für viele zu hoch!“, so Wietfeld zusammenfassend. Defence-Startups hätten es daher sehr schwer. Wietfeld kritisierte dabei unter anderem die Überregulierung mit ihrer hohen Zertifizierungsdichte, viel zu lange Sales Cycles und die verhältnismäßig brache Inventorenlandschaft. Der Einsatzzweck eines neuen Fahrzeugs müsse in effizienten Schritten adaptierbar sein, so Wietfeld. Dabei bezog er sich an die Rede von Oberst i.G. Mies und wiederholte seinen Appell: „Adaptieren und Improvisieren!“. Man müsse fortan Produkte entwickeln, die nicht auf eine Ausschreibung warten. „Wir brauchen Technologiesouveränität für unsere Streitkräfte“, schloss Wietfeld.

Am Nachmittag folgten Pitches aus den Bereichen Defence Startups und sicherheitsrelevanter Ausgründungen. Der anschließende Beer Call bot eine lockere Atmosphäre zum Austausch und Netzwerken.


Titelfoto (v. l. n. r): Prof. Nadine Chochoiek (Munich Business School), Benjamin Bauer (Mitglied der Geschäftsleitung des Behördenspiegel), Vizepräsidentin der UniBw M Prof. Rafaela Kraus (© Maximilian Marquardt/founders@unibw)

 

 

1Das dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr – ist ein von beiden Universitäten der Bundeswehr gemeinsam getragenes wissenschaftliches Zentrum und Bestandteil des Konjunkturprogramms der Bundesregierung zur Überwindung der COVID-19-Krise. Mit der Aufnahme in den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) wird dtec.bw von der Europäischen Union – NextGenerationEU finanziert.