Projekt ADAPTNOW: Die Alpen leiden unter dem Klimawandel

11 Dezember 2023

Um mit unvorhersehbaren Klimaereignissen besser umgehen zu können, arbeitet das Projekt „ADAPTNOW“ an der Stärkung der Anpassungsfähigkeit stark betroffener und exponierter Gebiete im Alpenraum.

Wiederkehrende Katastrophen im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden Natur und Menschen im Alpenraum in Zukunft noch intensiver und unvorhersehbarer treffen als heute, so Dr. Ivo Baselt vom Institut für Wasserwesen der Universität der Bundeswehr München (UniBw M). Genau da möchte das Forschungsprojekt „ADAPTNOW“ ansetzen und lokale Behörden in alpinen Regionen durch die Förderung, Implementierung und Evaluierung von Klimaanpassungsplänen und die Entwicklung von Klimadienstleistungen unterstützen.

Das Programm des „Interreg Alpine Space“ wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.  Bei dem Projektkonsortium handelt es sich um die Alpenländer Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Slowenien. Diese sind auch die Pilotregionen, in denen die gesammelten Instrumente aus dem ersten Projektjahr umgesetzt werden. Der Lehrstuhl für Hydromechanik und Wasserbau der UniBw M ist ebenfalls an dem Projekt beteiligt. Der wissenschaftliche Laborleiter Dr. Baselt bezeichnet die Universität dabei als „wissenschaftlichen Berater“ für die Pilotregionen.

Klimaschutz und Klimaanpasssung schließen sich nicht aus

In vielen Regionen Europas nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Sturzfluten oder Hitzewellen zu. Diese Ereignisse treten scheinbar plötzlich auf, dahinter verbergen sich jedoch graduelle Prozesse. Diesen Prozessen kann durch Klimaschutz und Adaption an den Klimawandel begegnet werden.

Während der Klimaschutz an den Ursachen ansetzt und zum Ziel hat, die Entstehung und Verschärfung des Klimawandels zu begrenzen, rückt nun auch die Anpassung an den Klimawandel in den Fokus. Dr. Baselt erklärt, dass er unter Klimaanpassung die Adaption an veränderte Bedingungen und Umwelteinflüsse sowie die Vermeidung bestimmter Phänomene wie Hitzewellen, Oberflächenabfluss oder Starkregen versteht. Er ergänzt: „Klimaschutz und Klimaanpassung schließen sich aber nicht gegenseitig aus, sondern greifen in ihrer Wirkung ineinander. Wenn wir es mit einer schweren Krankheit vergleichen, müssen wir so lange die Symptome behandeln – das ist Anpassung -, bis wir es geschafft haben, die Ursache der Krankheit zu heilen oder sie zumindest auf einem stabilen, erträglichen Niveau zu halten. Das ist dann der Klimaschutz.“

ADAPTNOW – aber wie?

Im Rahmen des Projekts wurden bereits einige bestehende Instrumente zur Klimaanpassung und Risikominderung gesammelt und auf der Plattform für Klimaanpassung in den Alpen (CAPA) veröffentlicht. „Die Instrumente sind im weitesten Sinne als Werkzeuge in einem Werkzeugkasten zu verstehen. Es gibt ganz unterschiedliche Instrumente, Methoden und Ansätze, die für ein Problem – also Hitzewellen, Fluten oder Dürre – eingesetzt werden können, damit sich Gemeinden im Alpenraum an den Klimawandel anpassen können. Die Instrumente, Methoden und Ansätze müssen aber individuell für die Bedürfnisse einer jeden Gemeinde zugeschnitten werden," so Dr. Baselt.

Eine der bisherigen Erkenntnisse des „ADAPTNOW“-Projekts ist, dass insbesondere Klima- und Energieberater, aber auch lokale und regionale Behörden vor großen Herausforderungen stehen, wenn es darum geht, die Umsetzung von Maßnahmen in der Öffentlichkeit zu fördern.

Ein Hindernis sei beispielsweise der Mangel an Fachkräften für die Durchführung von Kampagnen. Geeignete Expertinnen und Experten mit praktischem Wissen zu einem sehr spezifischen Thema sind oft rar.


Mehr Informationen zu dem Projekt finden Sie unter https://www.alpine-space.eu/project/adaptnow/


Titelbild: Zur Steigerung der Risikowahrnehmung haben Prof. Andreas Malcherek und Dr. Ivo Baselt von der Professur für Hydromechanik und Wasserbau ein „Naturgefahrenmodell“ entworfen. An diesem können Naturgefahren im alpinen Raum demonstriert werden (© Ivo Baselt)