Leadership & Innovation Talk 2022 an der UniBw M: Intrapreneurship

1 August 2022

Die Konferenz zum Thema Intrapreneurship brachte Wissenschaft, Industrie und öffentliche Verwaltung zusammen um zu diskutieren, wie man die Kreativität der Mitarbeitenden nutzen kann, um Organisationen besser zu machen.

Der diesjährige Leadership & Innovation Talk am 28. Juli 2022 an der Universität der Bundeswehr München drehte sich voll und ganz um das Thema Intrapreneurship. Die Vizepräsidentin für Angewandte Wissenschaften, Entrepreneurship und Chancengerechtigkeit, Prof. Rafaela Kraus, eröffnete die Veranstaltung im UniCasino auch im Namen der founders@unibw. Das Gründungszentrum der Universität der Bundeswehr München unterstützt Start-Ups und Ausgründungen aus der Forschung sowie Intrapreneure, die ihre innovativen Ideen innerhalb ihres Unternehmens oder innerhalb der Bundeswehr voranbringen wollen. Auch die Dekanin der Fakultät für Betriebswirtschaft, Prof. Sonja Kretzschmar, die den Leadership & Innovation Talk jährlich ausrichtet, begrüßte die rund 100 Teilnehmenden aus Bundeswehr, Behörden, Industrie und Forschung an der Universität. Im Anschluss sprach Florian Hahn, MdB, ein Grußwort.

Der Begriff Intrapreneurship setzt sich aus den Begriffen Intracorporate und Entrepreneurship zusammen und beschreibt das von Unternehmergeist geprägte Handeln innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation. Vor allem für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen spielen Impulse und Ideen von Mitarbeitenden eine wichtige Rolle. Die verschiedenen Facetten von Intrapreneurship sowie aktuelle Konzepte und Unternehmensinitiativen wurden beim Leadership & Innovation Talk 2022 vorgestellt.

Intrapreneurship in der öffentlichen Verwaltung

Prof. Diane Robers, Professorin für Management Practice an der EBS Business School ging in der ersten Keynote des Tages auf „Ambidextrie (engl. für Beidhändigkeit) als Chance für Innovation in Unternehmen und Öffentlicher Hand“ ein. Damit meint sie die Verbindung von Anpassungsfähigkeit und Agilität sowie Stabilität und Effizienz. Dieses Konzept ermögliche es, neues Wissen für Innovationen rascher zu entwickeln und gleichzeitig die traditionellen Aufgaben effizient durchzuführen. Dies könne auch in der öffentlichen Verwaltung als Ansatz für die Bewältigung aktueller Herausforderungen wie Personalmangel und Digitalisierung genutzt werden.

Ministerialdirigent Hans-Jörg Schäper aus der Abteilung für Informationstechnik im Bundesministerium der Finanzen (BMF) berichtete über ein Projekt zur Umstrukturierung der IT-Abteilung im BMF. Strategisch sei man wie bei einem Start-up vorgegangen und habe so einen Raum innerhalb der Behörde geschaffen, der die Mitarbeitenden zum gemeinsamen Arbeiten, zum Austausch und zum Entwickeln neuer Ideen für die Behörde einlade. Aus diesem Prozess ging bisher eine vom BMF entwickelte App „Sicher Spenden“ hervor, weitere zur Erleichterung von Behördengängen oder der Steuererklärung sollen folgen.

Innovationen aus der Truppe für die Truppe

Oberleutnant Marc A. Wietfeld ist Alumnus der Universität und Intrapreneur bei der Bundeswehr. Beim Leadership & Innovation Talk konnte er über seine eigenen Erfahrungen als Gründer in der Bundeswehr berichten. Sein Engagement begann mit dem Einreichen einer Idee beim Innovationswettbewerb Smart Solutions Challenge 2021, die von ihm und Leutnant zur See Florian Roth entwickelte App „Bw_IdentitY“ war sein erstes Projekt, das nun innerhalb der Bundeswehr vorangetrieben wird.

Wietfeld überzeugte in den letzten Monaten aber auch noch mit einer weiteren Idee, die gerade für die Bundeswehr in Serie gefertigt wird. In seiner Keynote sprach er über seine Erfindung, den „Gereon“. Einen kleinen fahrbaren Roboter, der Gefechtsgeräusche simuliert und so im Training und im Einsatz verwendet werden kann. Gereon kann über einen Lautsprecher und ein Rohr mit LED-Lichtern Maschinengewehrfeuer optisch und akustisch simulieren. Eine Nebelmaschine sorgt für Rauch. Zwei Kameras zeigen dem Bediener die Umgebung des Roboters, der mit seinen vier einzeln aufgehängten großen Gummireifen auch im Unterholz zurechtkommt. Nachdem der Prototyp an der UniBw M von Wietfeld und Kameraden mit Unterstützung von Prof. Florian Engstler und seinem Team an der Fakultät Maschinenbau gefertigt wurde, kann der Roboter nun in Serie gehen. Wietfeld ist stolz auf diese Entwicklung und lieferte damit den Beweis, dass man innerhalb der eigenen Organisation unternehmerisch denken und handeln kann – und erfolgreich damit ist. Er betonte aber auch die Doppelbelastung, die es mit sich bringt in Vollzeit zu arbeiten oder Dienst zu tun und „nebenbei“ ein eigenes Projekt für das Unternehmen voran zu treiben. Er forderte daher für die Intrapreneure der Bundeswehr mehr Freiräume, die eigenen Ideen umzusetzen.

Unternehmen sollten Innovationen von innen fördern

Neben diesem konkreten Beispiel aus der Bundeswehr diente die Konferenz auch dem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Es ging unter anderem darum, wie Unternehmen mit eigenen Intrapreneurship-Programmen Innovationen fördern und welchen Stellenwert Intrapreneurship bei der Einstellung von Mitarbeitenden haben sollte. Der Leadership & Innovation Talk konnte wichtige Impulse setzen und Erkenntnisse aus Wissenschaft, Start-up Szene und Behörden zusammenführen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie viel Innovation von innen in Unternehmen umgesetzt werden kann, wenn weiterhin mit Personal- und Fachkräftemangel zu kämpfen sein wird.

Ein tieferes Verständnis für Intrapreneurship schafft auch die Publikation „Intrapreneurship. Unternehmergeist, Systeme und Gestaltungsmöglichkeiten“, bei der Prof. Rafaela Kraus Mitherausgeberin und -autorin ist. Der Sammelband ist hier abrufbar >


Titelbild (v.l.n.r.): MdB Florian Hahn, Prof. Rafaela Kraus, Ministerialdirigent Hans-Jörg Schäper, Prof. Sonja Kretzschmar, Freiherr Lippold von Oldershausen (Moderation), Oberleutnant Marc Wietfeld (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)