
Revolution oder Evolution? KI und die Zukunft des Newsrooms
20 Januar 2025
KI im Journalismus: Eine Revolution, die man nicht sieht?
Wie einst das Internet die Welt transformierte, birgt auch die künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial, unsere Zeit nachhaltig zu verändern. Doch anders als häufig vermutet, soll KI im Journalismus weniger zur automatisierten Content-Produktion dienen. Vielmehr liegt ihr Potenzial in der Unterstützung bei Recherche und Distribution, erklärte Rene Heuser, Head of AI bei Ippen Media in München.

Aber wie sieht dieser Einsatz konkret aus?
Ein Beispiel aus der Praxis: Automatisierte Workflows können den Betrieb eines Online-Livetickers effizienter gestalten, lange Videos lassen sich mithilfe von KI zusammenfassen, und sogar das Beantworten von E-Mails kann erleichtert werden. Die Philosophie dahinter ist klar: KI übernimmt lästige Routineaufgaben, damit sich Redakteure auf kreative und strategische Arbeiten konzentrieren können.
Damit eröffnet sich die Frage, wie KI und menschliches Know-how Hand in Hand arbeiten können. Hier kommt das sogenannte „Prompting“ ins Spiel – das Schreiben von Befehlen an KI-Systeme, beispielsweise in Form von Chats. Diese Fähigkeit ist eine zentrale Herausforderung. Die AI-Abteilung von Ippen Media entwickelt hierzu benutzerfreundliche Tools, die den Umgang mit KI erleichtern sollen. Ein spannender Ansatz ist die Kombination mehrerer KI-Systeme, um deren Stärken gezielt zu nutzen. Künftig könnten Redakteure weniger Texte selbst erstellen, sondern verstärkt den kreativen Prozess steuern und KI gezielt einsetzen – eine Arbeitsweise, die technisches Know-how mit redaktionellem Feingefühl verbindet.
Vom Problemfall zum Partner: Wie KI Journalisten unterstützt
Die Vorstellung einer „Revolution“ ruft oft auch Sorgen hervor – insbesondere um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Doch Heuser widersprach solchen Befürchtungen entschieden: „KI ist keine Konkurrenz, sondern eine Unterstützung.“ Sie soll Routineaufgaben übernehmen, wodurch mehr Zeit für kreative und strategische Arbeiten bleibt. Trotzdem bleibt das menschliche Urteil unersetzlich. Gerade in fehleranfälligen und zeitaufwändigen Bereichen wie der Transkription oder der Optimierung von Arbeitsabläufen zeigt sich, wie wertvoll das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine ist. Der so genannte „Human-in-the-loop“, also der Redakteur und das altbewährte Vier-Augen-Prinzip, bleiben weiterhin unverzichtbarer journalistischer Standard.

Natürlich bringt der Einsatz von KI auch Herausforderungen mit sich. Eine der größten Hürden: Die Mitarbeiter müssen geschult werden, um Vertrauen in die neuen Technologien zu entwickeln. Nutzerfreundliche Tools können hierbei eine wichtige Rolle spielen, indem sie den Einstieg erleichtern und die Akzeptanz fördern. Dafür hat der Mittelständler Ippen Media eigens 60 IT-Spezialisten angestellt. Denn: langfristig könnte KI dazu beitragen, den steigenden Anforderungen im Journalismus gerecht zu werden – ohne dabei die Kontrolle aus der Hand zu geben. Sie schafft Freiräume für Innovation und ermöglicht es Journalisten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: hochwertige und relevante Inhalte, wie investigative Recherchen, die sehr zeit- und personalintensiv sind.
Die Veranstaltung bei Ippen Media machte eines deutlich: KI ist kein Ersatz, sondern eine Bereicherung für den Journalismus – wenn sie richtig eingesetzt wird. Sie kann monotone Aufgaben übernehmen und kreative Prozesse unterstützen, ohne den Menschen aus dem Zentrum des Geschehens zu verdrängen.
von Tom Wagner