Reisen durch Zeit und Zivilisationen

 

Studienexkursionen für MA-Studierende mit Vertiefungsrichtung „Staat und Gesellschaft“ (StuG)
Modulverantwortliche: Prof. Dr. Isabelle Deflers

 

„Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.“

Kurt Tucholsky (1890-1935), Die Kunst, richtig zu reisen, Kleine Geschichten, 1929

 

Wandern ist nicht nur des Müllers Lust. Die Reise als intellektuelle Anregung zieht sich durch die Literatur der verschiedensten Epochen. Das Kennenlernen „des Anderen“ in der „Voyage du Bougainville“, die Ausbildung der Persönlichkeit in der „Education Sentimentale“, oder die Ferne als Hintergrund und Ermöglichung der Reflexion im „Zauberberg“: Seit jeher ist die Reise nicht nur für den Handwerker und den Abenteurer – etwa in Jules Vernes Romanen oder bei Karl May –, sondern auch für den Mann und die Frau von Welt unabdingbar. Erst beim europäischen Adel später auch beim Bürgertum war das Tradition, dass ein junger Mann wie Johann Wolfgang von Goethe mit einer „Grand Tour“, die manchmal bis ins Heilige Land führen konnte, seine Bildung vollendete.

Rainer Maria Rilke in Paris, Hermann Hesse in Italien oder Egon Erwin Kisch in Australien – die Begegnung mit der Fremde und die Reise zu den Ursprüngen der eigenen Gegenwart bereichern den eigenen Horizont, machen jemanden erst im wahrsten Sinne des Wortes „weltgewandt“, sie erlauben aber auch die Reflexion auf das Hier und Jetzt. Schon der „Candide“ Voltaires reist, um seiner Welt Zuhause den Spiegel vorzuhalten. Als Historiker*innen reisen wir nie nur in eine Richtung. Die Lehr- und Forschungsreisen führen in ein anderes Heute und in die Vergangenheit zugleich. Hier entdecken wir Leben, Traditionen und Kulturen an anderen Orten und tauchen gleichzeitig ein, in faszinierende vergangene Welten, in denen vielerlei Wurzeln, und oft auch unsere eigenen liegen.

 

Bildquelle: Hendrik Hondius der Jüngere (1597–1651),  Nova Totius Terrarum Orbis Geographica ac Hydrographica Tabula, 1630 oder 1641