Pressenews

Bild des Sylvensteinstausees, im Hintergrund die Berge

Neue nationale Wasserstrategie

Ein Kommentar von Prof. Andreas Malcherek, Professur für Hydromechanik und Wasserbau an der Universität der Bundeswehr München, zur neuen nationalen Wasserstrategie.


Am 15.03.2023 wurde die Nationale Wasserstrategie im Bundeskabinett verabschiedet. Sie soll gewährleisten, dass unsere nach der Luft wichtigste Lebensgrundlage auch in einer durch den Klimawandel geprägten Zukunft sowohl qualitativ als auch quantitativ in einem guten Zustand dauerhaft zur Verfügung steht.

Die dazu erforderlichen Maßnahmen sollen bis 2050 umgesetzt werden. Dies ist allerdings kein wirklicher Fortschritt, sondern zementiert ein nationales Versagen: Schon im Jahr 2000 trat die Europäische Wasserrahmenrichtlinie in Kraft, nach der alle Mitgliedsstaaten der EU dazu verpflichtet sind, bis 2015 und in Ausnahmefällen bis 2027 alle Gewässer in einen guten ökologischen und guten chemischen Zustand zu bringen. Dies haben wir flächendeckend nicht erreicht: Das Umweltbundesamt verzeichnet für die meisten großen deutschen Fließgewässer einen mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten ökologischen Zustand.

Die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie finden sich auch in der nationalen Wasserstrategie wieder, nun heißt der Zeitrahmen aber 2050. Das ist die schlechte Botschaft. Als gute Botschaft lässt sich eine Aufweitung der Schutzziele konstatieren: Während sich die Wasserrahmenrichtlinie nur auf die Gewässer selbst beschränkt, bezieht die nationale Wasserstrategie auch eine gewässerverträgliche und klimaangepasste Flächennutzung mit ein.

Damit sind große Zielkonflikte verbunden. Die in Deutschland zur Verfügung stehende Fläche ist fest begrenzt, sie lässt sich nicht mehren. Derzeit leben in Deutschland 84,3 Millionen Menschen, mehr als jemals zuvor. Mehr Menschen benötigen aber mehr Wohnraum, mehr Trinkwasser, mehr Lebensmittel, mehr landwirtschaftliche Flächen, mehr Verkehrs- und Arbeitsflächen. Das passt nur schwer mit nachhaltiger Landwirtschaft,  Grundwasserschutz durch weniger Flächenversiegelung und Artenschutz überein. Und da haben Bienen und Wölfe auch noch ganz eigenen Anforderungen an die Landschaft. Wir werden also nicht umhin kommen, endlich einen großen Plan zu entwerfen, wie und wie viele Menschen die begrenzte Fläche Deutschlands nachhaltig, wasserverträglich und artengerecht nutzen können.


Neubiberg, 24. März 2023


Zurück zur Übersicht >

Pressesprecher

Michael Brauns
Universität der Bundeswehr München
Tel.: +49 89 6004-2004
michael.brauns@unibw.de