Erfolgreiches Forschungsprojekt geht zu Ende

17 Mai 2022

Am 12. Mai 2022 wurden zum Abschluss des mehrjährigen Forschungsprojekts „SanTrain – simulationsbasiertes sanitätsdienstliches Training zur Inübunghaltung von sanitätsdienstlichem Personal“ im UniCasino dessen Ergebnisse und Erkenntnisse präsentiert.

Seit mehr als zehn Jahren finden am Institut für Technische Informatik in Kooperation mit der Pallas Athena Immersive GmbH und der ITIS GmbH Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu dem Themenbereich „Einsatzmöglichkeiten von Serious Games Technologien zur Unterstützung von Lehre und Ausbildung“ statt. So wurden seit 2011 in zwei aufeinanderfolgenden Forschungsstudien, die vom Bundesamt für Ausbildung, Information und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) in Auftrag gegeben wurden, verschiedene Serious Games entwickelt und deren Nutzung bei den jeweiligen Zielgruppen evaluiert. Dabei handelt es sich um Anwendungen, die für die sanitätsdienstliche und medizinische Ausbildung von großem Nutzen sind, insbesondere zum orts- und zeitunabhängigen Üben und Trainieren.

Am 12. Mai 2022 war es nun soweit: Der Projektverantwortliche Prof. Axel Lehmann konnte mit seinen Projektleitern Prof. Marko Hofmann und Prof. Manuela Pietraß und seinem 12-köpfigen Team zahlreiche Gäste aus dem militärischen Bereich und der freien Wirtschaft begrüßen und ihnen die erfolgreichen Ergebnisse und Erkenntnisse des fakultätsübergreifenden Forschungsprojekts „SanTrain“ in Präsentationen und anhand der vor Ort aufgebauten Demonstratoren vorstellen.

Zu Beginn der Veranstaltung ging die Präsidentin Prof. Merith Niehuss auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (und hier insbesondere mit der (SanAkBw München) in aktuellen Themengebieten der Gesundheitssystemforschung, der Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Lehre ein und würdigte die erbrachten Leistungen des Forschungsprojekts. Sie freue sich auf die Intensivierung dieser Zusammenarbeit vor allem auch im Hinblick auf die geplante gemeinsame Einrichtung des Bw-Forschungsverbunds Süd. Im Anschluss sprach der Kommandeur der Sanitätsakademie, Generalstabsarzt Dr. med. Hans-Ulrich Holtherm ein Grußwort, in dem er noch einmal die Bedeutung von „SanTrain“ hervorhob. Das Projekt sei „maßgeblich wichtig im Rahmen virtueller Simulationstechnik für die Vorbereitung der Sanitäterinnen und Sanitäter auf die Auslandseinsätze“, gerade in der heutigen Zeit, in der das Thema Digitalisierung eine immer größere Rolle spiele, so Holtherm.

Augmented Reality und Soziale Vernetzung

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung informierte der Auftraggeber, Oberfeldarzt Dr. Lars Schneidereit (SanAkBw, Abteilung C), über die Entstehungsgeschichte von „SanTrain“ und berichtete, wie es zur Zusammenarbeit zwischen seiner Abteilung und der Universität der Bundeswehr München kam. Schneidereit und sein Team hatten festgestellt, dass es noch keinen Studien gab, die sich damit beschäftigten, ob und wie mit Hilfe interaktiver digitaler Medien rettungsmedizinische Einsätze trainiert werden können. So kontaktierte er Prof. Lehmann und bat ihn um seine Mithilfe bei der Entwicklung. Prof. Lehmann startete dann 2011 das fakultätsübergreifende Projekt „SanTrain“ an der Universität in enger Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie und der Notfallmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Prof. Dr. Matthias Helm).

Im Anschluss an Dr. Schneidereits Einführung ging Prof. Marko Hofmann auf die zwei Forschungsstudien ein, die im Rahmen von „SanTrain“ entstanden und stellte deren Themenschwerpunkte vor. So beschäftigte sich die erste Studie mit grundlegenden Modellentwicklungen, u. a. zur Physiologie-Simulation, sowie mit der technischen und methodisch-didaktische Konzeption eines 3D-Serious Game, dessen Umsetzung, Test, Verifikation und Validierung. Auch wurden hierbei die Realisierungsmöglichkeiten zur Evaluation der Lern- und Übungserfolge und deren Einsatzmöglichkeiten zur Vermittlung rettungsmedizinischer Basiskonzepte erarbeitet. Darauf aufbauend rückten dann in der zweiten Forschungsstudie, die 2019 startete, folgende Themenschwerpunkte in den Vordergrund: Steigerung der Immersion (dem Eintauchen in virtuelle Umgebungen, nahe der Realität) durch neue VR- und AR-Technologien, soziale Vernetzung, Learning Analytics sowie die Entwicklung entsprechender Demonstratoren und deren Evaluationen mit Endnutzern und Ausbildern.

Ergänzend zu Prof. Hofmanns Vortrag erläuterte Prof. Manuela Pietraß (Professur für Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Medienbildung) im Anschluss welche Rolle die Medienpädagogik für die Studie spielte und wie sie und ihr Team bei der mediengerechten Gestaltung der „Serious Games“ mitwirkten.

Blick in die Zukunft

Nach dieser Zusammenfassung warfen Dr. Schneidereit und der Vizepräsident für Lehre, Prof. Karl-Heinz Renner, einen Blick in die Zukunft: So ist z. B. eine Patientensimulation für den medizinischen ABC-Schutz (MedABC) geplant, die Digitalisierung der sanitätsdienstlichen Praxisausbildung und die Entwicklung eines Systems zur Resilienzsteigerung zur Prävention psychologischer Traumata (SanTrainPsy). Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der Entwicklung von adaptiven und personalisierten Interventionen zur Förderung der psychischen und physischen Gesundheit und zur Einsatzförderung liegen. Hierbei ist die Entwicklung von Trainingsszenarien in VR/XR und die Integration von künstlicher Intelligenz vorgesehen. Die Ergebnisse sollen dann in die Bundeswehr übertragen werden.

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Prof. Axel Lehmann erklärt, wie die VR-Technologie im Rahmen von „MedABC“ eingesetzt wird (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)

Erweiterung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit: Das Forschungszentrum SMADH und der Bw-Forschungsverbund Süd

Anschließend ging Prof. Eva-Maria Kern, Vizepräsidentin für Forschung, Wissenschaftlichen Nachwuchs und Nachhaltige Entwicklung sowie Wissenschaftliche Direktorin und Sprecherin des Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr, dtec.bw., auf die weitere wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Universität und dem Sanitätsdienst der Bundeswehr ein. In den kommenden Monaten soll die medizininformatische und wehrmedizinische Forschung gestärkt und das neue Forschungszentrum zur „Digitalisierung der Medizin und des Gesundheitswesens“ (SMADH) ausgebaut werden. Des Weiteren ist der Aufbau eines neuen Studiengangs „Medizininformatik“ geplant.

Mit dem neuen Forschungszentrum SMADH möchte man die seit über zehn Jahren an der UniBw M erfolgreich praktizierte Spitzenforschung auf dem Gebiet der Digitalisierung im Gesundheitswesen sichtbarer machen und bestehende Netzwerke und Kooperationen erweitern. Aktuelle, durch das dtec.bw. geförderte Projekte, die bei SMADH angesiedelt sind, beschäftigen sich mit der Integration der Fächer Informatik, Psychologie und Sportwissenschaft in den Bereich „Stressmessung und Stressmessung in simulierte virtuelle Trainingswelten“ (Smart Health Lab) sowie mit integrierten, innovativen Sensorsystemen zum Bio-Monitoring (VITAL-SENSE) und simulationsbasierten Logistikanalysen im medizinischen Bereich (LogSimSanDstBw).

In einem weiteren Schritt ist dann die Gründung des Bw-Forschungsverbundes Süd vorgesehen, der sich mit den Schwerpunktthemen Klinische Trauma-Forschung, Modellbildung und Simulation, Sensorik, Big Data und Personalplanung beschäftigen wird. Mit diesem Beitrag und einem Ausblick auf die weitere Zusammenarbeit mit der UniBw M durch den Direktor Wissenschaft an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München, Generalarzt Bernd Matthiesen, endete das Vortragsprogramm.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung hatten die Gäste die Möglichkeit, die verschiedenen „SanTrain“-Demonstratoren genauer unter die Lupe zu nehmen und sich selbst bei den Vorführungen über die Ergebnisse und Erkenntnisse der Studien zu informieren. Die Feier klang mit einem gemütlichen Beisammensein im Casino aus.


Weitere Informationen zu „SanTrain“ finden Sie auf der Projekt-Website >


Titelbild (v.l.n.r.): Prof. Axel Lehmann, Präsidentin Prof. Merith Niehuss und der Kommandeur des Kommandos Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, Generalstabsarzt Dr. med. Stephan Schmidt, besichtigen einen der entwickelten Demonstratoren (© Universität der Bundeswehr München/Siebold).