Defence Industry Compass 2025 in Kooperation mit der DWT – exklusives aktuelles Stimmungsbild der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie
Die Langzeitstudie Defence Industry Compass geht 2025 in die sechste Runde: Über 100 Teilnehmende aus der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie haben über einen Online-Fragebogen ihre Meinung abgegeben. Dabei sind 78% der Befragten in Führungspositionen der entsprechenden Unternehmen. Die Studie kam zu einer Reihe bemerkenswerter Kernergebnisse, die ein differenziertes Bild der aktuellen Lage und zukünftigen Herausforderungen in der Branche zeichnen. Trotz der anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Flaute in Deutschland verzeichnet die Branche eine außergewöhnlich positive Geschäftssituation. Insbesondere beim Auftragseingang und bei den Erwartungen wurde ein historisches Rekordhoch erreicht – ein deutliches Zeichen für das gestiegene sicherheitspolitische Bewusstsein und die daraus resultierende Investitionsbereitschaft. In Bezug auf die Lieferfähigkeit zeigt sich die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) grundsätzlich gut aufgestellt. Allerdings hemmen die weiterhin langwierigen und komplexen Vergabeprozesse der Bundeswehr die zügige Umsetzung von Projekten und wirken sich bremsend auf das gesamte System aus. Ein weiterer zentraler Trend ist die zunehmende Bedeutung softwarebasierter Technologien im Verteidigungsbereich („Software Defined Defence“). Der wachsende Anteil von Software und Künstlicher Intelligenz (KI) in Kernsystemen führt jedoch zu einer verstärkten Abhängigkeit von externen Anbietern, was sowohl technologische als auch strategische Risiken birgt. Die Potenziale von KI-Technologien sind in der Branche klar erkannt worden. Erste produktive Anwendungen werden bereits umgesetzt, was die steigende Reife („AI Readiness“) und Akzeptanz dieser Technologien im sicherheitsrelevanten Umfeld unterstreicht. Ein wesentlicher Hebel für die rasche Entwicklung neuer Fähigkeiten bleibt der Technologietransfer aus zivilen in militärische Anwendungsbereiche. Der erfolgreiche Transfer innovativer Lösungen aus der zivilen Wirtschaft erweist sich dabei als zentral für die Stärkung der Verteidigungsbereitschaft („Defence Readiness“). Schließlich offenbart die Studie Schwächen im Bereich der Resilienz: Der Schutz eigener Produktionsstandorte wird im Falle einer krisenhaften Zuspitzung oder eines Verteidigungsfalls bislang als unzureichend eingeschätzt. Hier besteht aus Sicht der Branche dringender Handlungsbedarf, um kritische Infrastrukturen besser abzusichern und somit die Versorgungssicherheit im Ernstfall zu gewährleisten. Abschließend lässt sich festhalten: Geld ist wichtig: Eine langfristige, verlässliche Finanzierung schafft Planungssicherheit für Industrie, Forschung und Lieferketten. Ohne stabile Budgets sind weder Investitionen noch Kapazitätsaufbau möglich. Geld ist nicht alles: Was fehlt, sind schlanke Prozesse, klare Verantwortlichkeiten und Beschaffung, die Wirkung erzielt. Reformen sind kein „nice-to-have“, sondern sicherheitsrelevant. Strategische Beschaffung ist unerlässlich: Einzelprojekte reichen nicht – gebraucht wird ein ganzheitliches, strategisches Lieferantenmanagement und eine abgestimmte Rüstungsplanung, um „gute“ Beschaffung mit exzellenten Lieferanten zu realisieren. Eine Wiederholung der Studie ist spätestens für das Jahr 2027 vorgesehen. Das Forschungsteam der Universität der Bundeswehr freut sich jederzeit über Hinweise, Rückmeldungen und fachliche Anmerkungen zur Weiterentwicklung der Untersuchung. Link zur Studie (Reiter „Langzeitstudien“): https://www.unibw.de/beschaffung/publikationen Autoren: Dr. Andreas H. Glas, Prof. Dr. Michael Eßig, Max E. Hamscher