11. Leadership-Vortrag: Krisenkommunikation im Spannungsfeld

14 März 2023

Im Audimax begrüßte die Vizepräsidentin Frau Prof. Dr. Rafaela Kraus den Sprecher des Befehlshabers des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Oberst Markus Beck sehr herzlich. „Oberst Beck hat anschaulich gezeigt, dass banale Vorkommnisse wie eine verspätete Cola-Lieferung, sich für die Bundeswehr schnell zum PR-Desaster entwickeln können. Damit das nicht passiert, braucht es gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte für Krisenkommunikation. Wir bilden sie im Studiengang ʹManagement und Medienʹ genau dafür aus. Jetzt muss es nur noch gelingen, sie auch an den medialen Schlüsselstellen einzusetzen“, resümiert Kraus im Nachgang.

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(Fotograf: Jonas Hackbusch)

Die anwesenden Studierenden der Studiengänge Management und Medien, Human Resources Management und Aeronautical Engeenierung zeigten sich beeindruckt von den vielen praktischen Beispielen einer gelungenen Krisenkommunikation. „Wir sprechen über uns. Wir lassen nicht über uns sprechen“, konstatierte Oberst Beck. Als Sprecher des Befehlshabers des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr trägt er die Verantwortung für die Krisenkommunikation aller Einsätze und einsatzgleichen Verpflichtungen. Aktuell sind es 3.500 Soldatinnen und Soldaten, die auf drei Kontinenten in 13 Einsätzen weltweit tätig sind. Ihm Vortrag gelang es ihm, sein 16-jähriges Erfahrungswissen in der Presse- und Informationsarbeit der Bundeswehr an die Studierenden weiterzugeben. Die Dozentin Anja Bendixen-Danowski rief die anwesenden Studierenden unterschiedlichster Fachrichtung im Schlusswort dazu auf, ihr erworbenes Wissen als Multiplikatoren in ihre späteren Verwendungen in die Truppe zu tragen.

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(Fotografin: Inga Schüler)

Oberst Beck unterstrich die Bedeutung seines erstmaligen Besuchs der Universität der Bundeswehr München: „Die Presse- und Informationsarbeit der Bundeswehr hat in den letzten Jahren signifikant an Bedeutung gewonnen. Perspektivisch stellt es sich aktuell so dar, dass neben den klassischen Domänen Land, Luft, See sowie dem Weltraum es auch gilt, Offizieranwärterinnen und Anwärter für den Bereich Informationsarbeit frühzeitig zu sensibilisieren und Ihnen deren Bedeutung zu vermitteln. Daher war es mir eine besondere Ehre, die Gelegenheit erhalten zu haben, den besonderen Aspekt der Krisenkommunikation jungen Kameradinnen und Kameraden an der Universität der Bundeswehr München zu verdeutlichen und ihnen zu erläutern, dass jedwede Handlung, sei sie militärischer oder auch zunächst gedacht, privater Natur, unmittelbare Auswirkungen im medialen Umfeld haben können.

Die Veranstaltung klang im Foyer in kleiner Runde aus, die die Gelegenheit zum persönlichen Austausch gab. Oberst Beck stellte den bestehenden Rekord des 2. Leadership-Referenten Brigadegeneral Stöckmann ein und nahm sich für die Studierenden insgesamt vier (!) Stunden Zeit.

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(Fotograf: Jonas Hackbusch, MM21)

Stimmen nach dem Vortrag:

„Krisen sind besonders durch ihre Ungewollt- und Ungeplantheit, ihre begrenzte Dauer und Beeinflussbarkeit sowie den ambivalenten Ausgang gekennzeichnet. Das heißt sie ereilen uns spontan und unversehens. In seinem Vortrag konnte Oberst Beck einen spannenden und umfangreichen Einblick in die bisherigen vielfältigen ʹKrisenʹ der Bundeswehr und deren Bewältigung geben.
Was habe ich mitgenommen?
Der Faktor Zeit ist bei der Krisenbewältigung von enormer Bedeutung. Das Ziel sollte immer sein Vor- und nicht in oder gar hinter der Nachrichtenwelle zu schwimmen. Wer vor der Welle schwimmt, hat die Deutungshoheit- und eine Krise kann damit sogar verhindert werden.
Da sich die Bundeswehr jedoch in einem besonderen Spannungsverhältnis aus operativer Sicherheit, der Rücksicht auf Angehörige (damit Informationsvorbehalt) und gleichzeitig der Informationspflicht befindet ist es oft nicht möglich, diese enorm kurzen Zeitfenster einzuhalten. Dementsprechend muss die Bundeswehr weit öfter Krisen aushalten – ist diesen aber gewachsen.
Sowohl die Krisenkommunikation als auch das Durchstehen der Krise beginnt mit der Vorbereitung. Zum einen ist hierbei das Aufstellen eines leistungsfähigen Krisenkommunikationsteams und entsprechender Meldungsformate notwendig.
Zum anderen spielt bereits die authentische und informative Kommunikation in krisenfreien Zeiten eine essenzielle Rolle. Diese Erkenntnis ist besonders für uns als angehende Führungskräfte wichtig: Wir als Angehörige der Bundeswehr sind Teil der Kommunikation – egal in welchem Dienstgrad, TSK oder Truppengattung. Eine nachhaltige und professionelle Krisenkommunikation kann besonders dann stattfinden, wenn wir auch diese als Auftrag und keine Lästigkeit verstehen.

Insgesamt war der Beitrag von Herrn Oberst Beck sehr kurzweilig und lehrreich. Die sich anschließenden 4- Augengespräche waren bereichernd. Sollte sich diese Gelegenheit einmal wieder anbieten, so empfehle ich die Teilnahme wärmstens.“

OFähnr C.K. (PSY21)

"Als angehende Offiziere warten die unterschiedlichsten Aufgaben, Aufträge und Einsätze auf uns. Dass damit auch Konflikte und Krisen verbunden sind, die gegenüber der Öffentlichkeit kommuniziert werden müssen, versteht sich. Von Oberst Beck aus erster Hand zu erfahren, wie diese Kommunikation im Idealfall gelingen kann, ergänzt nicht nur Studieninhalte um praktische Beispiele, es gibt auch Vertrauen für die Herausforderungen, die nach dem Studium auf uns zukommen."
OFähnr A.G. (JÄ MM21)

„Ich fand den Vortrag sehr spannend und durch die vielen Beispiele auch unglaublich greifbar. Er bietet darüber hinaus viele Anknüpfpunkte für die Vorlesungen zu Human Resources und Organisationskommunikation. Insgesamt also sehr spannend und lehrreich.“

OFähnr A.P. (MM21)


„Es war sehr gut, dass Oberst Beck so viele Beispiele durch seine Erfahrung bringen konnte und diese hat er auch sehr anschaulich erklärt. Es war sehr interessant zu sehen, was eine Kleinigkeit in der Presse bewirken kann und wie schnell man bei sowas reagieren muss.“
Fhj C.K. & Fhj M.H. (HRM22)

„Ich fand an den Vortrag interessant zu sehen wie Social Media/Presse Auswirkung auf führen hat und allgemein wie die Pressestelle arbeitet.“
Fhj S.F. (HRM22)

„Oberst Beck hat einen tollen Einstieg gefunden, um alle Soldatinnen und Soldaten mit der Thematik der Krisenkommunikation vertraut zu machen. Er wählte gute Beispiele aus, die bei vielen auch auf Verständnis trafen, sodass man nachempfinden konnte, weshalb Krisenkommunikation nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig ist.
Für den nächsten Vortrag würde ich mir noch wünschen, dass konkrete Anlaufstellen/Beratungsstellen genannt werden und mehr darauf eingegangen wird, wie man selbst als spätere Führung vor Ort reagieren könnte.
Ansonsten hoffe ich, die Möglichkeit zu haben, dem nächsten Vortag ebenfalls beizuwohnen, um weitere - mitreißend erzählte - Einblicke erhalten zu können“
Fhj F. S. (HRM 22)

„Interessante Beispiele untermauerten den informativen und rhetorisch bemerkenswerten Vortrag, von Oberst Beck. Gerade für uns angehende militärische Führungskräfte wurden im Vortrag einige Spitzen gesetzt, welche uns schon heute für das Verhalten auf Social Media oder bei einem Pressekontakt sensibilisieren.
Insgesamt wurden uns auch darüber hinaus wertvolle neue Perspektiven eröffnet, die mich anhaltend prägen werden.“
Fhj A.A. (HRM22)

Zusammenfassend ein spannender, beteiligender Vortrag zu einem allzeit präsenten Thema. Besonders positiv möchte ich den interaktiven Charakter der Veranstaltung hervorheben. Dieser verdeutlichte die Reichweite der Thematik jedem zusätzlich, indem er klar machte, dass durch unüberlegtes Handeln im Zweifelsfall jede und jeder Krisenkommunikation auslösen kann und gleichzeitig, durch eben gute Vorbereitung und Planung, jede und jeder auch einen positiven Beitrag zur Krisenkommunikation der Bundeswehr leisten kann.

Eine kurze Vita des Oberst Beck hätte ich mir im Laufe des Vortrages gewünscht, allein um einschätzen zu können wie man sich dienstlich positionieren muss, um einen ähnlichen Werdegang zu schaffen.

Besonderer Dank gilt abschließend nicht nur Oberst Beck, sondern auch Major Fuchs, die auch nach Vortragsende noch lange für Fragen und Diskussionen zur Verfügung standen und so eine Brücke vom zivilen Studium, zum Teil fern ab der Truppe, zurück zur Realität in der Bundeswehr schlagen konnten.
Fhr. N.B. (HRM22)

Danksagung
Der Dank der Organisatorin Frau Bendixen-Danowski gilt Oberst Beck für seine Bereitschaft, sein Wissen mit den Studierenden zu teilen. Ein weiteres Dankeschön gebührt Major Fuchs für die professionelle Zusammenarbeit bei der Organisation. Ein besonderer Dank gilt den Fotografen Jonas Hackbusch und Inga Schüler, dem Leiter der Hörsaaltechnik Steffen Freund und der SHK Frau Leutnant Rüter. Ein letztes Dankeschön gilt allen unterstützenden Studierenden der Studiengänge AERO22, HRM22 und MM21.

Ankündigung des nächsten Vortrags im Februar 2024
Die Leadership in der Praxis-Reihe wird Ende Februar 2024 mit dem Vortrag von Nicola Winter fortgesetzt. Zuletzt im Rang eines Majors war sie eine der ersten Kampfpilotinnen der Bundeswehr und sammelte nach ihrem berufsbegleitenden Studium praktische Erfahrungen in einer der weltweit größten Unternehmensberatungen. Aktuell ist sie Projektleiterin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR e.V.), tritt als Speakerin auf Kongressen auf, lehrt an einer Hochschule und schreibt ihre Doktorarbeit über Raumfahrtwissenschaften. Sie könnte außerdem die erste deutsche Astronautin werden. Unser Dank für die Vernetzung gilt einem AERO22-Studierenden.