Die Rissbildung in Beton ist ein komplexes Phänomen, welches durch äußere Lasten und Zwang hervorgerufen werden kann und somit das Last-Verformungs-Verhalten von Stahlbeton beeinflusst, sobald die Zugfestigkeit überschritten wird. Folglich ist es bedeutsam vorherzusagen wo Risse auftreten und wie sie sich ausbreiten.

Untersuchungen des Gebrauchszustandes von Stahlbetontragwerken sind ein sehr komplexes Problem, da eventuelle geometrische oder systembedingte Nichtlinearitäten ebenso zu berücksichtigen sind wie die materiellen. Hierbei spielen die Verbundwirkung und der sich daraus ergebende Zugversteifungseffekt (tension stiffening) eine entscheidende Rolle. Ebenso hat die Rissbildung wie auch das nichtlineare Materialverhalten des Betons einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtsteifigkeit der Struktur. Die Zusammensetzung des Betons aus den beiden Phasen Zementstein und Gesteinskörnung ist insofern von Bedeutung, da sich diese in ihrer Zusammensetzung wie auch ihren Festigkeits- und Verfor-mungseigenschaften deutlich unterscheiden (Heterogenität auf Mikro- und Makroebene). Bereits im unbelasteten Zustand des Betons sind Mikrorisse in der Kontaktzone zwi-schen Zementstein und Zuschlag vorhanden, welche den Ausgangspunkt für die Rissinitiierung und den Rissfortschritt bilden und somit grundlegend die mechanischen Eigenschaften und das Verformungsverhalten des Betons und folglich auch des Stahlbetons bestimmen.
Um den Einfluss des Rissbildes und der Rissbreiten im Stahlbeton und deren Auswirkungen auf das Last-Verformungs-Verhalten besser zu verstehen, wird an der Professur für Massivbau an der Universität der Bundeswehr München unter anderem an der Rissinitiierung und -ausbreitung geforscht. Ziel ist es das Last-Verformungs-Verhalten von Stahlbeton unter quasi-statischer Belastung wirklichkeitsnäher zu beschreiben.