Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog zu Besuch

12 Oktober 2011

Am 12. Oktober sorgte der Besuch Roman Herzogs an der Universität der Bundeswehr München für großen Andrang im Auditorium Maximum. Der Jurist und Politiker referierte auf Einladung des Studentischen Konvents und dem Freundeskreis der Universität der Bundeswehr München e.V. zum Thema „Auswirkungen der Globalisierung auf Europa“. Die Begrüßung erfolgte durch den Vizepräsidenten Prof. Michael Eßig.

Globalisierung - kein rein wirtschaftlicher Vorgang

Zu Beginn seines Vortrages wies Roman Herzog daraufhin, dass es sich bei dem Wort Globalisierung um einen verhältnismäßig jungen Begriff handelt, der aus der Fortsetzung der Kolonisation entstand. Die Globalisierung sei nie ein rein wirtschaftlicher Vorgang gewesen. Obwohl die ökonomischen Interessen der europäischen Kolonialherren von großer Bedeutung waren, so Herzog, profitierten die Kolonialvölker auch von der Kolonisation: sie erhielten europäische Lebens- und Gesellschaftsformen, Wissenschaften und Techniken und sogar Verwaltungs- und Regierungsformen.

Wirtschaftliche Seite der Globalisierung

Roman Herzog sprach davon, dass die sogenannte 3. Welt in der letzten Zeit produktionstechnisch immer mehr aufhole. Dabei wachse die Zahl der Dienstleistungen und Produkte in diesen Ländern stark an. „Was sie von Europa gelernt haben, wenden diese Länder nun gegen uns an“, so Herzog. Die „Jungen Tiger“ machten Europa auf vielen Märkten starke Konkurrenz. Nur wenn Europa seine Produktionsverfahren ständig verbessere, könne es seine Konkurrenzfähigkeit sichern. Dazu brauche es nach Meinung Herzogs die Freiheit der kleinen Organisationsformen sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft.

Politische Seite der Globalisierung

Roman Herzog erläuterte, dass von Europa neue Religionen und Weltanschauungen sowie Regierungs- und Verwaltungsformen in die Welt getragen wurden. Die Globalisierung gehe aber nicht nur in eine Richtung: Viele Länder versuchen zu ihrer hergebrachten Identität zurückzukehren. Durch die Regionalisierung entstünden neue politische Blöcke (Staatenblöcke, Weltregionen), die sich, so Herzog, zwischen UN und Nationalstaaten schieben würden.

Fragen an Europa

Der Bundespräsident a. D. stellte abschließend einige Fragen an Europa: Was ist die Demokratie wert? Welche weiteren Auswirkungen hat die Europakrise auf Europa? Identifizieren sich die Europäer ausreichend mit Europa? Und er gab einen abschließenden Rat: Die Europäer müssten aufwachen, die wirtschaftliche Krise überwinden und die Kompetenz erlangen, das wahrzunehmen, was ihre gemeinsamen europäischen Interessen sind. Roman Herzog forderte ein starkes Europa, wenn es weiter mitreden wolle: wirtschaftlich stark, mit Völkern, die von ihrer Sache überzeugt sind.

Rege Diskussion mit der Zuhörerschaft

Im Anschluss an seine Rede stellte sich der Bundespräsident a. D. den zahlreichen Fragen der Zuhörer. Wie populär der Altbundespräsident noch immer ist, machten die zahlreichen Fotowünsche deutlich, die er gerne erfüllte. Dies zeigt auch, dass er sich bei dieser Veranstaltung der Universität der Bundeswehr München sichtlich wohlgefühlt hat.

 

roman_herzog_2011_thumb.jpg
Erscheinungsjahr: 2011
Filmlänge: 95 Min.
Format 16:9 PAL
Medien: DVD

Eine Produktion des Medienzentrums der Universität der Bundeswehr München