"Schießen für Gäste" des StudFBer B

15 Januar 2018

„Die Waffe ist immer als geladen zu betrachten“, sagt uns Leutnant Stum. „Nie auf einen Menschen zielen. Die Waffe wird nur auf das gewählte Ziel gehalten. Geschossen wird nur auf ein Ziel das Sie auch sicher treffen.“ Ich bin am Ausbildungsstand ´Waffen´ und der Leutnant belehrt mich in den vier Grundregeln zum Schießen. Danach führt uns Leutnant Stum zu den einzelnen Ausbildungsstationen. Ich gehöre einer Gruppe von fünf Personen an, und wir sind Teil des mittlerweile bekannten und beliebten Gästeschießens, das der Fachbereich Bravo bereits das zweite Jahr anbietet.

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Für den zivilen Teil der Universität der Bundeswehr in München ist das Gästeschießen ein interessanter Einblick in den militärischen Bereich. Bereits die räumliche Strukturierung zeigt uns auf, wie militärische Abläufe organisiert werden: Meldekopf, Leitender, Station Waffenvorausbildung. Die Betreuung der einzelnen Stationen wird von studierenden Offizieren und vom Stammpersonal „Bravo“ übernommen. Selten habe ich eine Veranstaltung erlebt, in der Alles so reibungslos abläuft. Es gibt fast keine Wartezeiten und die Gäste werden durchgehend betreut.

Nach der Vorausbildung an der Pistole P8 und dem Sturmgewehr G36 wird es nun ernst. Die ersten zu absolvierenden Stationen sind eher Geschicklichkeitsaufgaben: Hufeisenwerfen, Speerwerfen, Nägel einschlagen, Büchsenwerfen, ein Hockeytor treffen und mit einer Softair Pistole auf eine Zielscheibe schießen. OTL Kiesling und Frau Skora von Studium Plus überholen mich hier von der Anzahl der Punkte her. Der Wettkampf zwischen uns ist voll entbrannt. Das Hockeytor im Gebäude 6 vor dem Büro des Organisationsfeldwebels, Stabsfeldwebel Pertl, ist eine der schwierigsten Stationen. Hier trifft in unserer Gruppe nur Frau Skora mit dem Ball eine Öffnung.

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Um 12.00 Uhr stehen wir an der Fahrbereitschaft. Von hier aus fahren Kleintransporter die Teilnehmenden im Pendelverkehr zur Schießanlage Lechfeld, die in der Nähe von Landsberg liegt. Dort dürfen alle teilnehmenden Gäste mit der P8 und mit dem G36 scharf schießen. Bereits nach dem Aussteigen werden wir von Fähnrich Frank in Empfang genommen und erhalten die rechtlich vorgeschriebene Belehrung und eine kurze Einweisung über die Schießanlage und die dortigen Einrichtungen. Danach gehen wir sechs zum Meldekopf. Hier wird überprüft, ob wir die Vorausbildung an der Waffe durchgeführt haben und jeder erhält den vorgeschriebenen Gehörschutz. Der Leitende auf der Schießbahn ist Hauptmann Brandt; Gruppenleiter bei Bravo. Als erstes absolvieren wir das G36-Schießen. Jeweils vier Personen erhalten nach Abgabe des Laufzettels auf der dortigen Schießbahn 10 Patronen. Geschoßen wird sitzend an einem Tisch. Das G36 wird auf Sandsäcke aufgelegt. Jeder Gast wird von einer Aufsicht angeleitet. Mich leitet Fähnrich Ernst an, der mir auch viele Tipps gibt. Jeder von uns erreicht übrigens 100 Punkte. Das G36 ist eine vorzügliche Waffe; Zielgenau und fast ohne Rückstoß. Hier verstehe ich wieder, warum diese Waffe unter den Peschmerga Kämpfern der PUK und PYD in Syrien und im Irak fast einen legendären Ruf genießt. Weiter geht es zu einer anderen Schießbahn. Hier werden wir nun mit der Pistole P8 schießen. Wieder bekomme ich 10 Patronen. Wir schießen im stehenden Anschlag freihändig. Leutnant Stahl, der Aufsicht beim Schützen ist, gibt mir sehr ruhig die einzelnen Anweisungen: laden, entsichern, Feuer frei! Immerhin 64 Ringe kann ich hier erzielen. Doch das Schießen und vor allem das Zielen ist deutlich schwieriger als beim G36. Hier treffe ich auch Stabsfeldwebel Bork, Leiter der S4 Abteilung und OSG Pocsai, die zum Stab des militärischen Bereiches gehören und um 6.00 Uhr morgens die Munition zur Schießbahn transportiert haben. In der großen Hitze am P8-Stand harren beide geduldig aus. Sie müssen nach dem Schießen die Munition gesondert, wie es die Regelung „Schießsicherheit“ vorschreibt, wieder zum Verschluss in das Stabsgebäude der Uni transportieren. Auf dem Heimweg zur Universität reflektiert jeder das Erlebte. Einheitlich werden die eingeteilten Soldaten für ihr freundliches und professionelles Auftreten gelobt und natürlich ist der Respekt vor Waffen bei uns allen gestiegen.

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Um 15.30 Uhr erreichten wir wieder das Gebäude 6. Um dieses lange Gebäude bis hinter die Wohnbereiche 5 und 7 ist der Fachbereich Bravo angesiedelt. Und auf der Rückseite des dortigen Stabsbereiches begrüßt uns Oberstleutnant Eberl, Leiter des Fachbereiches Bravo zusammen mit seinem Fachbereichsfeldwebel Stabsfeldwebel Dießinger, der ebenso wie Stabsfeldwebel Pertl maßgeblich diese Veranstaltung mitorganisiert hat. Es beginnt nun die Siegerehrung und die Abschlussfeier.

Als erstes werden Getränke und verschiedene Speisen vom Grill ausgegeben. Es kommt Feierlaune auf. Der Teilnehmerkreis beim Gästeschießen hat sich noch einmal deutlich erhöht, gegenüber dem letzten Jahr. Besonders erfreulich, dass auch viel „Prominenz“ anwesend ist. Unter anderem Vizepräsident Professor Dr.-Ing Thienel, der Personalratsvorsitzende Herr Riedl und der Gruppensprecher der Soldaten im Personalrat, Herr Oberstleutnant Kiesling, der Leiter der Personalabteilung, Herr Dimpfl, der Leiter des Prüfungsamtes, Herr Heitjans, der Pressesprecher der UniBw München, Herr Brauns und vom BWDLZ Frau Scharf. Auch Professoren und viele Wissenschaftliche Mitarbeiter sind wieder unter den Gästen, unter anderem der Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften, Professor Dr.-Ing Siebert und viele mehr.

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Im Anschluss an das Grillen beginnt die Siegerehrung. Beim Paarwettbewerb belegen Oberstleutnant Kiesling und Frau Skora den ersten Platz. Den zweiten Platz belegen Herr Stabsfeldwebel Pertl mit Ehefrau, den dritten Platz belegt Leutnant Schick und Frau Eder. Den Hauptpokal bekommt, als Gesamtsieger und Gewinner von drei der vier Sparten, Herr Oberstleutnant Kiesling; der als Titelverteidiger damit das zweite Mal den Pokal gewinnt. Bester Schütze und Zweitbester in der Gesamtwertung war Herr Wang von der Fakultät Informatik. Den dritten Platz in der Gesamtwertung belegte Herr Stabsfeldwebel Pertl.

Ein toller, erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende zu. Ich finde es beeindruckend, wie selbstverständlich beide Welten, die militärische und die akademische, sich ohne Vorbehalte an der Universität der Bundeswehr München begegnen; das zeigt sich auch wieder an diesem Tag. Ich werde ganz bestimmt beim nächsten Gästeschießen Bravo wieder dabei sein. Denn für mich liegt das Glück nicht im „Schneller, höher, weiter“ sondern im „mitmachen“!

Autor: Dirk Besold