Neujahrsempfang 2017 - Darf Krieg sein?

20 Januar 2017

Militärbischof Dr. Sigurd Rink nimmt in seiner Festrede beim Neujahrsempfang der Universität der Bundeswehr München Bezug auf die Überlegungen Martin Luthers zum Thema Krieg und Frieden: 500 Jahre später sind diese immer noch aktuell.

Mit viel Elan und zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern organisierte Dr. Barbara Hepp den diesjährigen Neujahrsempfang im kürzlich wiedereröffneten Universitätscasino, musikalisch begleitet durch das Heeresmusikkorps Ulm. Jedes Mal begeistere sie die einzigartige Zusammenkunft unterschiedlicher Menschen, die sich zum Neujahrsempfang treffen, sagte die evangelische Militärdekanin der Universität voller Enthusiasmus in ihrer Rede.

Meilensteine in Forschung und Lehre

Die Präsidentin der Universität Prof. Merith Niehuss und der Leiter des Studierendenbereichs Oberst Detlev Adelmann wandten sich mit kurzen Ansprachen an die rund 200 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Militär. Prof. Niehuss ließ die Erfolge der Universität des vergangenen Jahres Revue passieren: Sie lobte insbesondere den Aufbau des geplanten Cyber-Informationszentrums, die Stärkung von Frauen in Berufungsverfahren speziell in technischen Fächern sowie die positive Entwicklung der 2015 eingerichteten Studiengänge „Aeronautical Engineering“ und „Psychologie“ mit Schwerpunkt Klinische Psychologie im Master. Oberst Adelmann betonte die Wichtigkeit der kirchlichen Dienstaufsicht des Festredners, dem evangelischen Militärbischof Dr. Sigurd Rink, und berichtete von der geplanten Gedenkstätte für verstorbene Universitätsmitglieder, die dank zahlreicher Spenden im Sommer auf dem Campus eingeweiht werden kann.

Nachhaltige Krisenprävention

Danach widmete sich Dr. Sigurd Rink, der als erster hauptamtlicher evangelischer Bischof die Militärseelsorge leitet, dem ernsten Thema „Darf Krieg sein? Lutherische Perspektiven“. Zu Beginn seiner Rede drückte er seine tiefe Betroffenheit über den Anschlag vor der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aus, die nur wenige Meter von seinem Dienstsitz entfernt ist. Der Satz eines im zweiten Weltkrieg geborenen Mannes, der vor den Medien aufgegriffen wurde, „Es fühlt sich wieder wie Krieg an“, habe ihn daraufhin nicht mehr losgelassen.

Anlässlich des fünfhundertjährigen Reformationsjubiliäums ging Dr. Rink im weiteren Verlauf seiner Festrede auf die Sichtweise Martin Luthers zu Krieg und Frieden ein. Luther sah die weltliche Obrigkeit in der Pflicht, Maßnahmen zur Gewährleistung der relativen Sicherheit der Bürger und Gerechtigkeit einzurichten, um das „Böse“ einzudämmen und seine Folgen zu minimieren – mit den „Mitteln des Rechtes“ und den „Mitteln des Schwertes“. Wer Krieg anfange, sei im Unrecht. Die Ausübung von Gewalt sei nur für den Verteidigungsfall als Nothilfe zum Schutz des Nächsten legitim. Luther dürften wir als Impuls nehmen, so Rink, dürften aber natürlich nicht in der Gedankenwelt vor 500 Jahren verharren. „Luther wusste nichts von Globalisierung, von Weltkriegen, von Massenvernichtungswaffen und auch nicht von den Bemühungen des zwanzigsten Jahrhunderts, als Staatengemeinschaft der Vereinten Nationen gemeinsam Probleme zu lösen und eine internationale Rechtsordnung zu etablieren“.

Angesichts von Millionen von Flüchtlingen bräuchten wir klarere Bilder davon, wie viel und welche Art von Unterstützung notwendig sei, damit Menschen in ihre Heimat zurückkehren können, setzte sich der Militärbischof ein. Die Erfahrungen und Belastungen von Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sollten zudem rückgespiegelt werden an politische Entscheidungsträger, damit diese die Situation besser einschätzen könnten.

Beim anschließenden Empfang tauschten die Gäste sich über den Festvortrag aus und ließen den Abend langsam und ein wenig nachdenklich ausklingen.

 

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Erscheinungsjahr: 2017
Filmlänge: 100 Min.
Format 16:9 PAL
Medien: DVD
Eine Produktion des Medienzentrums der Universität der Bundeswehr München