Die Einführung von Fahrer-Assistenz und -Informationssystemen geht einher mit der Zunahme an Informationen, die an die Fahrer übermittelt werden können oder müssen. Um eine Überlastung der Nutzer bzw. Ablenkung vom Verkehr zu verhindern, gibt es verschiedene Ansätze:

Verdichtung von Anzeigen, Veränderung von Anzeigen, so dass aktuell wichtige Anzeigen groß und im Vordergrund dargestellt werden sowie Informationsmanagement.

Ein Informationsmanager klassifiziert die Systeme und Informationen nach Kategorien wie Dringlichkeit, Ablenkung, Sicherheitsrelevanz, fahrer- bzw. fahrzeug-initiiert. Der zweite entscheidende Bestandteil des Informationsmanagers besteht in der Bewertung des Fahrerzustands und der Fahrsituation. So kann ein ausgeruhter Fahrer in einer übersichtlichen Fahrsituation (z. B. Fahrt mit 130 km/h auf einer Autobahn mit geringer Verkehrsdichte) mehr Informationen aus dem Fahrzeuginnenraum verarbeiten als ein übernächtigter Fahrer im morgendlichen Berufsverkehr in der Stadt.

Zur Gestaltung des Informationsmanagers wurden Grundsätze der Ausgabelogik von Informationen sowie eine Reihenfolge der Ausgabe erarbeitet und getestet.


Grundsätze der Ausgabelogik:

  • Während der Fahrt hat die Verkehrssicherheit Vorrang gegenüber ökonomischen Kriterien, dem Informationsbedürfnis des Fahrers, dem Mitteilungsbedürfnis anderer.
  • Störungen haben in potenziell kritischen Situationen (z.B. beim Abbiegen) zu unterbleiben.
  • Das Informationsbedürfnis des Fahrers hat Priorität vor dem Mitteilungsbedürfnis anderer (z.B. Telefonanruf).

Die Reihenfolge der Ausgabe berücksichtigt Wünsche der Nutzer und Aspekte der Sicherheit gleichermaßen:

  • Bei fahrzeugautonomen Eingriffen (Kollisionsgefahr, Eingriff in Fahrdynamik) müssen alle anderen Meldungen warten.
  • Aktuelle Ausgaben des Navigationssystems unterdrücken Systeme zu Flottenmanagement, Informationen zur Fahrt, Telefon oder artverwandte Systeme.
  • Informationen zum Flottenmanagement haben Vorrang gegenüber Informationen zur Fahrt, die vom Fahrer angefordert werden.
  • In der Grundeinstellung haben vom Fahrer angeforderte Informationen zur Fahrt Vorrang gegenüber dem Telefon. Da die Wertigkeit dieser beiden Komponenten sehr vom Nutzer abhängt, ist die Möglichkeit einer individuellen Änderung vorzusehen.
  • Das Telefon (mit Freisprecheinrichtung) meldet sich nur, wenn kein anderes System eine aktuelle Ausgabe bringt. Ist das Gespräch einmal angenommen, entscheidet der Fahrer selbst, ob er es beim Eintreffen neuer Informationen abbrechen möchte oder nicht.

Versuchsfahrten mit und ohne Informationsmanager, sowie mit bzw. ohne Unterstützung durch ein ACC mit Stop&Go Funktion erbringen zwei wesentliche Erkenntnisse:

  • Bei Fahrten mit den Systemen nimmt die Blickdauer auf das Mittendisplay zu, bzw. die Geschwindigkeiten auf der Autobahn steigen. Die Fahrer fungieren sozusagen als „Informations-Manager“ und halten ihre Beanspruchung auf einem konstanten Niveau.
  • Trotz dieser Verhaltensänderung nehmen die Verkehrsverstöße mit den Systemen ab, was den positiven Effekt von Assistenz-Systemen und Informationsmanagement belegt.

Literatur:

Lermer, Ramona: "Konzeption und Bewertung eines fahrsituations- und fahrerleistungsadaptiven Warn- und Informationsmanagers". Dissertation UniBw, Universitätsverlag Winter Industries, Heidelberg, 2010.

Wimmer, Martin: "Entwicklung und Erprobung von Mensch-Maschine-Systemen im Kontext der automatisierten Fahrzeugführung". Dissertation UniBw, 2010.

Färber,Berthold; Färber, Brigitte; Schmitt, Josef: Informationsmanagement für Fahrerassistenz-Systeme mittels Prädiktion der Fahrerbelastung. In: Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 22, Marzi, Ruth; Karavezyris, Vassilios; Erbe, Heinz-Hermann; Timpe, Klaus-Peter (Hrsg.): Mensch-Maschine-Systeme. Nr. 8: Bedienen und Verstehen. 4. Berliner Werkstatt Mensch-Maschine-Systeme, 10.-12.10.2001. ZMMS Spektrum, Band 13.

Färber, Brigitte; Färber, Berthold; Schweiker, Helmut: The reduction of driver’s visual load using new control technologies. In: Gale, A.G. (Ed.): Vision in Vehicles – IV. North Holland Amsterdam, 1993, S. 343-350.