Innovationsbeschaffung trotz Vorrang der „Marktverfügbarkeit“ – Defence Procurement Day #3

28 Oktober 2025

Am 23. Oktober 2025 wurde auf dem Defence Procurement Day #3 in Bonn das Thema „Innovationsbeschaffung trotz Vorrang der Marktverfügbarkeit“ diskutiert. Prof. Dr. Michael Eßig (Universität der Bundeswehr München) zeigte in seinem Beitrag, wie öffentliche Beschaffung als transformative Kraft wirken kann – sie verantwortet rund 15 % des BIP und 35 % der Staatsausgaben und prägt damit sowohl die Leistungsfähigkeit des Staates als auch die wirtschaftliche Entwicklung.

Mit dem Sondervermögen von 100 Mrd. € und dem geplanten Bundeswehrplanungs- und -beschaffungsbeschleunigungsgesetz (BwPBBG 2.0) stehen erhebliche Mittel zur Verfügung. Entscheidend ist nun, den Fokus von schneller Beschaffung hin zu einer strategischen und innovationsorientierten Beschaffung zu erweitern. Während das derzeitige BwBBG auf Marktverfügbarkeit und kurzfristige Bedarfsdeckung zielt, soll die Weiterentwicklung (BwPBBG 2.0) die Förderung innovativer Lösungen stärker verankern.

Ein zentrales Thema war die strategische Steuerung der Lieferantenbasis. Um Innovationspotenziale besser zu erschließen, müsse der Wettbewerb sowohl in der Tiefe der Lieferketten als auch in der Breite der sicherheits- und verteidigungsrelevanten Industrie gestärkt werden – einschließlich Dual-Use-Technologien und zivilwirtschaftlicher Anbieter.

Datenanalysen (TED 2017–2023) zeigen bislang geringe Innovationsorientierung in Vergabeverfahren. Zukünftig sollen funktionale Leistungsbeschreibungen, Markterkundungen und Innovationspartnerschaften dazu beitragen, Wettbewerb und Innovationsfähigkeit miteinander zu verbinden.

Technologische Lösungen seien häufig vorhanden – die eigentliche Herausforderung liege im Zugang zum Beschaffungssystem. Eine stärker marktorientierte und innovationsfreundliche Vergabepraxis gilt daher als Schlüssel, um langfristig sowohl die Verteidigungsfähigkeit als auch die Innovationskraft der Industrie zu stärken.