Prof. Dr. Florian Alt gewinnt ACM Multimedia Test of Time Award

30 Januar 2023

Für eine richtungsweisende Forschungsarbeit zu interaktiven Displays für den öffentlichen Raum hat Prof. Dr. Florian Alt vom Forschungsinstitut CODE gemeinsam mit seinen Kollegen einen Test of Time Honorable Mention Award von der ACM Special Interest Group in Multimedia (SIGMM) erhalten.

Der Beitrag mit dem Titel "Requirements and Design Space for Interactive Public Displays" [1] ist eine Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jörg Müller (Universität Bayreuth), Prof. Dr. Albrecht Schmidt (LMU München) und Prof. Dr. Daniel Michelis (Hochschule Anhalt). Motiviert durch die neuen Möglichkeiten, Displays zu vernetzen und mittels Sensorik interaktive Anwendungen zu entwickeln, untersuchten die Autoren 2010, wie solche Displays immersive Erfahrungen für Passantinnen und Passanten ermöglichen können – d.h., wie stark dadurch eine virtuelle Umgebung als real empfunden wird.

Schwerpunkt des Beitrages ist ein Design Space. Die Autoren identifizieren hierbei gängige mentale Modelle und mögliche Interaktionsmodalitäten (wie z. B. Sehen, Hören, Fühlen/Berühren) sowie darauf basierende Interaktionstechniken. Anhand dieser Dimensionen werden existierende Arbeiten mithilfe einer Taxonomie klassifiziert.

Von grundlegender Bedeutung ist auch das Verhaltensmodell zur Interaktion mit großen Displays im öffentlichen Raum, was die Autoren hier erstmals präsentieren. Der sogenannte "Audience Funnel" beschreibt verschiedene Phasen, welche letztendlich zur Interaktion von Passantinnen und Passanten führen. Denn die Betreiberfirmen interaktiver Displays stehen anfangs vor der Herausforderung, deren Aufmerksamkeit auf ein Display zu lenken. Anschließend muss ihnen kommuniziert werden, dass sie mit (Werbe-)Displays in irgendeiner Form (Touch, Gesten, Blick) interagieren können. Durch deren Abbild auf dem Display löste eine Forschungsgruppe das Problem und publizierte 2012 dazu einen Folgebeitrag auf der ACM Conference on Human Factors in Computing System (CHI) [2]. Im nächsten Schritt muss verdeutlicht werden, wie die Interaktion mit dem Display funktioniert. Zudem sollte eine (anhaltende) Motivation für unmittelbare Interaktionen sowie auch für Folgeinteraktionen – wenn Passantinnen und Passanten das nächste Mal an einem Display vorbeikommen – geschaffen werden.

Der Design Space und das Verhaltensmodell dienten in der vergangenen Dekade als Grundlage für zahlreiche Forschungsarbeiten, welche spezifische Herausforderungen im Kontext der Displayforschung untersuchten und die Arbeit wurde bis heute 450-mal zitiert.

Erst vorletztes Jahr veröffentlichte die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Alt einen weiteren Beitrag in der renommierten Fachzeitschrift "Proceedings of the ACM on Interactive, Mobile, Wearable and Ubiquitous Technologies" (IMWUT), in welchem gezeigt wird, wie die Absicht einer Person, ein Display zu verlassen, vorhergesagt werden kann [3]. Dieses Wissen kann als Grundlage dienen, Inhalte adaptiv an den Nutzungskontext anzupassen und somit das Erlebnis bei der Interaktion mit großen Displays zu verbessern.

AudienceFunnel.png


Der sogenannte „Audience Funnel” beschreibt verschiedene Phasen, welche letztendlich zur Interaktion von Passantinnen und Passanten führen. (Grafik: F. Alt / FI CODE)


Referenzen:

[1] Jörg Müller, Florian Alt, Daniel Michelis, and Albrecht Schmidt. 2010. Requirements and design space for interactive public displays. In Proceedings of the 18th ACM international conference on Multimedia (MM '10). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, 1285–1294. https://doi.org/10.1145/1873951.1874203

[2] Jörg Müller, Robert Walter, Gilles Bailly, Michael Nischt, and Florian Alt. 2012. Looking glass: a field study on noticing interactivity of a shop window. In Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI '12). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, 297–306. https://doi.org/10.1145/2207676.2207718

[3] Florian Alt, Daniel Buschek, David Heuss, and Jörg Müller. 2021. Orbuculum - Predicting When Users Intend to Leave Large Public Displays. Proc. ACM Interact. Mob. Wearable Ubiquitous Technol. 5, 1, Article 46 (March 2021), 16 pages. https://doi.org/10.1145/3448075


Foto: FI CODE / A. Wagener 
Grafik: FI CODE / F. Alt