Didaktische Methoden
Advocatus diaboli
Mindestens zwei Personen führen in Frage und Antwort, These und Gegenthese eine Wechselrede, in der eine Person die Rolle des "Advocatus diaboli" übernimmt. Sie widerspricht bewusst einer anderen Position.
Vorgehen
Vor der Veranstaltung:
- Wechselrede in Stichworten ausarbeiten (Stichwörter)
In der Veranstaltung:
- Vorstellen der vertretenen Position
- Widerspruch des Advocatus diaboli
- Verteidigen der vertretenen Position
- Widerrede
- Im Anschluss sollte das Thema vertiefend behandelt werden (z.B. Diskussion, Gruppenarbeit)
Didaktische Funktionen
- Noch nicht erörterte Positionen infrage stellen
- Inhaltliche Positionen kritisch beleuchten und überprüfen
- Motivieren, sich mit einem Thema zu beschäftigen
Lernziele
- Argumente kennen
- Inhaltliche Positionen hinterfragen können
- Gegenpositionen zu inhaltlichen Positionen vertreten können
Teilnehmerzahl
- beliebig
Zeit
- maximal 20 Minuten
Material
- Textblätter
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
Brainstorming
Beim Brainstorming werden alle Gedanken, die den Teilnehmenden zu einem genannten Thema spontan einfallen, ohne bewertende Kommentare gesammelt. Alle Ideen sollen artikuliert werden, damit die Vielfalt der Aspekte sichtbar wird und originelle Lösungen gefunden werden.
Vorgehen
- Fragestellung präzise darstellen und gegebenenfalls zusätzlich auf Flipchart oder einer Pinnwand visualisieren
- Die Regeln erläutern:
- Jede Idee ist erwünscht, jede Aussage zulässig
- Jede Kritik, jeglicher Kommentar ist verboten
- Die Ideen können mündlich geäußert oder auf Moderationskarten festgehalten werden
- Die Ideen werden an der Tafel oder einer Stellwand festgehalten
Didaktische Funktionen
- Kreative Seiten der Teilnehmenden anregen
- Eine entspannte, offene Atmosphäre schaffen
- Kommunikation fördern
- Diskussionen anregen
- Vorwissen aktivieren und erkunden
- Ideen finden und sammeln
- Interesse an einem Thema wecken
- Vielfalt der Aspekte eines Themas erkunden
Lernziele
- Eigene Einfälle, Gedanken und Ideen spontan formulieren und frei entwickeln können
- Eine Vielfalt von Ideen und Lösungsmöglichkeiten in kurzer Zeit transparent machen können
- Komplexität eines Themas erkennen können
- Kenntnisse, Ideen und Erfahrungen anderer kennenlernen und einschätzen können
- Eine offene Einstellung zu einem Thema einnehmen können
Teilnehmerzahl
- maximal 30 Personen
Zeit
- maximal 30 Minuten
Material
- Flipchart oder Stellwand, Tafel, Stifte oder Kreide, evtl. Moderationskarten und Klebeband
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
Debatte
Eine Debatte ist eine Form der Aussprache oder Erörterung, in der das Augenmerk der Teilnehmenden darauf gerichtet ist, die eigene Position und den eigenen Standpunkt gegen gegnerische Ansichten durchzusetzen.
Vorgehen
- Ein Thema festlegen, Regeln und Redezeit vereinbaren, einen Debattenleiter bestimmen
- Das Thema klar und verständlich formulieren und möglichst visualisieren
- Eine Debatte beginnt mit der Stellungnahme eines beliebigen Teilnehmers
- Weitere Mitglieder des Plenums formulieren ihre Position, indem sie argumentativ auf die Positionen der Vorredner eingehen
- Der Debattenleiter sorgt dafür, dass die Teilnehmer in der Reihenfolge ihrer Meldung zu Wort kommen und die vereinbarte Redezeit einhalten
- Eine Debatte kann durch den Versuch eines Konsenses oder durch eine Abstimmung abgeschlossen werden
Didaktische Funktionen
- Unterschiedliche Positionen zu einem Thema sichtbar machen
- Unterschiedliche Aspekte eines Sachverhaltes verdeutlichen
- Zu selbstständigem und unabhängigem Argumentieren anleiten
- Üben, sich in die gegnerische Position hineinzudenken und die möglichen Gegenargumente in die eigenen Redebeiträge mit einzubeziehen
- Alle Mitglieder einer Veranstaltung aktivieren
- Für andere Sichtweisen und neue Argumente sensibilisieren
Lernziele
- Schwächen in den Argumentationslinien anderer erkennen können
- Den eigenen Standpunkt überzeugend darstellen können
- Den eigenen Standpunkt revidieren können
- Einblick in unterschiedliche Argumentationsweisen bekommen
- Argumente abwägen können
Teilnehmerzahl
- maximal 30 Personen
Zeit
- 30 bis 45 Minuten
Material
- keines
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
Diskussion
Unter einer Diskussion wird ein sachbezogenes, aber ergebnisoffenes Gespräch zwischen mehreren Personen verstanden, bei dem über ein vereinbartes Thema unter Einhaltung von Gesprächsregeln Meinungen, Standpunkte und Argumente ausgetauscht werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Diskussionsteilnehmenden einander zuhören und ihre Beiträge so gestalten, dass si als Antworten auf vorher Gesagtes gelten können.
Vorgehen
Das zu diskutierende Thema festlegen
- Der Moderator gibt eine kurze Einführung
- Das Plenum beschließt das zu diskutierende Thema
- Aspekte, die behandelt werden sollen, sammeln
Den zeitlichen Rahmen und die Gesprächsregeln vereinbaren
- Wann darf wer, wie lange, was sagen?
- Wer bestimmt dies und wer überwacht die Einhaltung?
Die Diskussion moderieren
- Bei Unklarheiten nachfragen
- Gegenüber den Beteiligten neutral bleiben
- Seitengespräche einbeziehen
- das Thema im Blick behalten und falls nötig dahin zurückführen
- Widersprüche zwischen einzelnen Beiträgen aufzeigen
- Zwischenergebnisse sammeln
- Verlauf und Ergebnisse der Diskussion zusammenfassen und bewerten
Didaktische Funktionen
- Dazu anregen, Meinungen, Standpunkte und Argumente frei zu äußern, auszutauschen, zu ermitteln und zu klären
- Eine Sache unter verschiedenen Aspekten beleuchten
- Interesse an einem Thema wecken
- In ein Thema einsteigen und es erkunden
- Ein Thema abschließen und bewerten
Lernziele
- Meinungen, Standpunkte und Argumente angemessen vertreten können
- Konsensfähigkeit
- Konfliktfähigkeit
- Sachbezogen diskutieren können
- Argumente finden und begründen können
- Auf Gesagtes eingehen können
- Die Vielfalt der Meinungen, Standpunkte und Argumente in einer Gruppe kennen
- Person und Sache trennen können
- Sich in andere Sichtweisen hineinversetzen können
Teilnehmerzahl
- ab 2 Personen
Zeit
- 20 Minuten bis 2 Stunden
Material
- keines
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
Mind-Mapping
Die Methode dient dazu, Zusammenhänge zu visualisieren. Im Zentrum einer Mind-Map steht ein Begriff, von dem "Äste" mit Unterbegriffen ausgehen, die durch Astverzweigungen weiter differenziert werden können. Mithilfe des Mind-Mapping lassen sich komplexe Zusammenhänge von Wissensbereichen, Themen und Ideen in einprägsamer Form darstellen.
Vorgehen
- Zu Beginn der Arbeit einen Begriff, der stellvertretend für ein Thema oder eine Idee steht, in die Mitte eines Blatt Papiers oder einer Tafel schreiben
- Zu diesem Oberbegriff Begriffe suchen, die zentrale Aspekte kennzeichnen. Diese Begriffe zunächst auf ein gesondertes Blatt sammeln
- Prüfen, ob die gesammelten Begriffe gleichrangig sind oder einen Ober-, bzw. Unterbegriff implizieren
- Vom Ausganspunkt ausgehende Äste zeichnen und auf jeden Ast einen Begriff schreiben
- Mind-Map diskutieren und bewerten
Didaktische Funktionen
- Eine Übersicht über ein Thema gewinnen/erarbeiten
- Den Einstieg in ein Thema finden
- Zusammenhänge klären
- Vorwissen aktivieren, ermitteln und strukturieren
- Durcharbeiten von Inhalten, Wissensbereichen und Themen fördern
- Arbeitsergebnisse darstellen
Lernziele
- Komplexe Sachverhalte strukturieren können
- Wissen übersichtlich darstellen können
- Gedächtnishilfen entwickeln können
- Zusammenhänge visualisieren können
Teilnehmerzahl
- beliebig
Zeit
- abhängig vom Umfang des zu bearbeitenden Themas
Material
- leeres Blatt Papier, Poster, Flipchart oder Tafel
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
Planspiel
Ein Planspiel ist eine Simulationsmethode, meist werden soziale Konflikte und Entscheidungen von Interessengruppen simuliert. Ein Thema/Konflikt und die Rollen/Situationen sind vorgegeben, der Spielausgang bleibt offen. Oft ist das Thema politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Natur, wobei institutionelle Strukturen die Situation mitbestimmen und strategisches Denken und Entscheiden erforderlich sind. Die Teilnehmenden spielen Mitglieder von Organisationen oder Interessengruppen.
Vorgehen
Vorbereitung
- Einführen in Ablauf und schriftlich gefasste Regeln des Planspiels
- Bilden von Spielgruppen
- Vorstellen der Ausgangslage, schriftliche Beschreibung der am Spiel beteiligten Interessengruppen, der einzunehmenden Rollen und ihrer Handlungsziele
- Einarbeiten der Spielgruppen in die vorgegebenen Rollen
Durchführung
- Die Spielgruppen diskutieren für sich eine gemeinsame Strategie (Ziele, Mittel) und treffen entsprechende Entscheidungen
- Ausführen der Entscheidungen nach Plan
- Rückmeldung des Spielleiters und der anderen Gruppen
- Eventuell mehrmaliges Wiederholen des Vorgangs unter veränderten Ausgangsbedingungen
Auswertung
Folgende Fragen können diskutiert werden:
- Welche Lösungen erscheinen Ihnen praktikabel?
- Welche Probleme tauchten auf?
- Entsprach das Spiel der Wirklichkeit?
- Was kann auf andere Situationen übertragen werden?
Didaktische Funktionen
- Aktives und ganzheitliches Lernen anregen
- Auswirkungen von Entscheidungen sichtbar und erlebbar machen
- Folgen von Entscheidungen transparent machen
- Fertigkeiten für institutionelles und politisches Handeln aufbauen
- Problembewusstsein für Konflikte und Entscheidungen schärfen
Lernziele
- Komplexität von Handlungssituationen und Entscheidungsstrukturen kennen
- Die Interessen einer Gruppe artikulieren und vertreten können
- Sich in eine Rolle versetzen und sie spielen können
- Auswirkungen von Entscheidungen einschätzen können
- Handlungsfähigkeit
- Entscheidungsfähigkeit
- Reflexionsfähigkeit
Teilnehmerzahl
- ab 10 Personen
Zeit
- Durchführungsphase mind. 30 Minuten
Material
- Schriftliche Beschreibung der Ausgangssituation, der einzunehmenden Rollen und der mit diesen verbundenen Handlungsziele
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
PQ4R-Methode
In Lehrveranstaltung, insbesondere in Seminaren, sind oft Texte Grundlage für das Erarbeiten von Fachwissen, Fragestellungen, Zusammenhängen u.Ä. Unabhängig davon, wie die Textarbeit während einer Seminarsitzung gestaltet wird, ist unverzichtbar, dass die Teilnehmer den zuvor ausgeteilten/genannten Text gründlich gelesen haben. Die PQ4R-Methode bietet Strategien zum Vorbereiten des Lesens, zum systematischen Lesen und zum Nachbereiten des Lesens, die individuelle Modifikationen zulassen.
Vorgehen
Die PQ4R-Methode gliedert die Textarbeit in sechs Schritte:
- PREVIEW = Vorschau (einen Überblick gewinnen): Zunächst verschaffen sich die Lesenden einen groben Überblick über den Inhalt des Textes. Dazu werden das Inhaltsverzeichnis sowie Grafiken, Abbildungen, "Klappentext" und Zusammenfassungen, die erste wichtige Anhaltspunkte und Informationen vermitteln, studiert.
- QUESTION = Fragen (den Text erschließende Fragen formulieren, neugierig sein): Die Lesenden formulieren Fragen, die das Thema hervorruft und die der Text beantworten sollte.
- READ = Lesen (den Text durcharbeiten): Der gesamte Text wird eingehend und aufmerksam mit dem Ziel gelesen, die zuvor an den Text gestellten Fragen beantworten zu können. Gegebenenfalls neue Fragen formulieren. Wichtige Textpassagen sollten markiert und Schlüsselbegriffe des Textes festgehalten werden, was zu einer schnelleren Orientierung im Text verhilft.
- REFLECT = Nachdenken (über den Text hinausgehen): Die mit diesem Schritt angestrebte Vertiefung des erarbeiteten Textverständnisses erreichen die Lesenden, indem das Verstandene explizit mit bisherigem Wissen verknüpft, Assoziationen zu Schlüsselbegriffen oder Kernaussagen gebildet, Beispiele zu theoretisch Erörtertem gesucht, reflektiert und bewertet werden.
- RECITE = Wiedergeben (den Text fragebezogen zusammenfassen): Bei diesem Schritt die an den Text gestellten Fragen ohne Rückgriff auf Aufzeichnungen beantworten.
- REVIEW = Rückblick (die Textarbeit und ihren Ertrag bewerten): Der gesamte Text wird noch einmal zusammengefasst, kritisch überprüft und das Ergebnis der Arbeit ins eigene Wissen integriert.
Didaktische Funktionen
- Eigenständiges Textstudium, aktive Textarbeit fördern
- Texte so erarbeiten, dass das Erarbeitete als Grundlage für folgende Arbeitsphasen dienen kann
- Kritische Auseinandersetzungen mit anderen Teilnehmenden aufgrund der gewonnenen Einsichten vorbereiten
- Gelesenes in bestehendes Wissen integrieren
Lernziele
- Sachkenntnis in der Auseinandersetzung mit einem Text selbstständig entwickeln können
- Mit Texten selbstständig, intensiv und aktiv arbeiten können
- Eigene Fragen an den Text stellen können
- Texte kritisch überprüfen können
- Lesefähigkeit verbessern
Teilnehmerzahl
- beliebig
Zeit
- Zeitbedarf je nach Schwierigkeitsgrad/Umfang des Textes
Material
- Erläuterung der PQ4R-Methode als Arbeitsblatt
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.
Rollenspiel
Beim Rollenspiel übernehmen die Teilnehmenden im Rahmen einer festgelegten Situation definierte Rollen und vertreten im Spiel die mit den Rollen verbundenen Interessen. Ein Rollenspiel ist vor allem dann angebracht, wenn das Ziel primär darin besteht, Kooperationsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Kommunikations- und Problemlösefähigkeiten zu fördern.
Vorgehen
Vorbereitung
- Ausgangsszenario entwerfen: Wer trifft sich wann, wo, warum, wozu, wie lange?
- Informationen zu jeder Rolle zusammenstellen, z.B. Charakterzüge, Fähigkeiten, soziale Funktion, biografischer Hintergrund, Alter, Geschlecht
- Rollenverteilung festlegen: durch Zufall, Wahl der Teilnehmenden oder Entscheidung des Spielleiters
- Erarbeiten der Rollen in Gruppenarbeit
Durchführung
- Festlegen, wie das Rollenspiel beendet werden soll: durch Ablauf der Zeit, Erreichen eines sinnvollen Endes des Spiels oder Entscheidung des Spielleiters
- Das Rollenspiel ohne Eingriff von Außen durchführen
- Ausstieg aus den simulierten Rollen in die Wirklichkeit moderieren
Auswertung
- Auswertung initiieren, je nach Zweck des Spiels durch freie Diskussion des Themas, Reflexion der Rollenwahrnehmung oder Entwicklung von Handlungsalternativen
Didaktische Funktionen
- Aufmerksamkeit für ein Thema wecken
- Unterschiedliche Perspektiven eines Problems sichtbar machen
- Übernahme von Rollen üben
- Gelerntes einüben bzw. wiederholen
- Emotionale Beteiligung anregen
Lernziele
- Unterschiedliche Perspektiven kennen
- Situations- und rollengemäß handeln können
- Sich in andere Sichtweisen einfühlen und einen Perspektivenwechsel vornehmen können
- Problemlöse- und Entscheidungsfähigkeit
- Handlungsalternativen entwickeln und bewerten können
- Kooperationsfähigkeit
- Gruppeninteressen vertreten können
- Differenziert argumentieren können
Teilnehmerzahl
- beliebig
Zeit
- Je nach Szenario des Rollenspiels
Material
- Gegebenenfalls Requisiten
Hochschuldidaktik. Die Methodensammlung. Beltz Verlag.