In den letzten Jahren hat die Thematik der langfristigen Altersvorsorge aufgrund des rückläufigen gesetzlichen Rentenniveaus sowie der anhaltenden Niedrigzinsphase zunehmend an Bedeutung gewonnen. Allerdings kommen weder von politischer noch von wissenschaftlicher Seite klare Empfehlungen, wie die hiervon am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe der Jüngeren auf diese nachhaltig negativen Entwicklungen bezüglich der späteren Versorgung reagieren sollte.

Das Projekt widmete sich zum einen der quantitativ ausgerichteten Fragestellung, welcher einkommensabhängige Vorsorgeumfang sich für heutige Berufsanfänger („Millenials“) einer speziellen Profession (Zeitoffiziere) aus ganzheitlicher Betrachtungsweise als nutzenmaximierend erweist, zum anderen wurde auf verhaltensökonomisch-qualitativer Ebene untersucht, mit welchen Mitteln die jungen Erwachsenen im Entscheidungsfindungsprozess sinnvoll unterstützt, d. h. in ihrem eigenen Interesse „gelenkt“, werden können ohne dabei restriktive oder gar manipulative Methoden einzusetzen.
In diesem Kontext spielen die einzigartigen Charakteristika der Untersuchungsgruppe (u. a. die Höhe des verfügbaren Einkommens bei Berufseinstieg, die zeitvertragliche Sonderstellung, die fehlende betriebliche Vorsorgemöglichkeit, die berufsbedingten Grundrechtsbeschneidungen, die ausgeprägte Homogenität hinsichtlich wichtiger sozioökonomischer/-demografischer Merkmale etc.) eine zentrale Rolle, welche die spezielle Situation dieses „institutionalisierten Bevölkerungsteils“ sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus paternalistischer Perspektive untersuchenswert machen.

Um belastbare Ergebnisse erzielen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten zu können, erfolgte zunächst eine vielschichtige und tiefgründige Analyse sämtlicher vorsorgerelevanter Aspekte (u.a. rechtliche sowie steuerliche Regelungen, Marktgegebenheiten, makroökonomische Entwicklungen) sowie die Untersuchung der zentralen und parallel ablaufenden Lebensstränge (Familie, Beruf, Gesundheit, Konsumfreiheit etc.). Der diesem Vorgehen geschuldetete enorme Datenbedarf speißt sich einerseits aus sekundärempirischen Studien und aktueller wissenschaftlicher Literatur und andererseits aus umfangreichen Primärdatenerhebungen unter aktiven sowie ehemaligen Offizieren.

Aufbauend auf diesem Datenfundus wurde ein Lebenszyklusmodell entwickelt, welches mit Hilfe von Monte-Carlo-Simulationen den gesamten Lebenspfad für verschiedene nach Präferenzen und Erwartungshaltung geclusterte Berufsanfängergruppen beliebig oft durchspielen kann. Auf diese Weise kann das langfristige Vorsorgeverhalten für verschiedene Zielgrößen wie etwa den Konsumnutzen, das Altersarmutsrisiko oder eine Mindest- bzw. Wunschrente optimiert werden.

Gleichzeitig kann die Verbreitung dieses auf Standardsoftware basierenden Tools dazu beitragen, junge Bevölkerungsteile „spielerisch“ an die abstrakte Thematik der eigenen Altersvorsorge heranzuführen. Hierdurch wird nicht nur das Bewusstsein für deren Notwendigkeit geschärft, sondern die Nutzer werden auch in die Lage versetzt, ihre eigenen – regelmäßig latenten – Präferenzen und Wünsche für das Alter zu erkunden bzw. deren Realitätsnähe zu überprüfen und verhaltensökonomische Fehler zu vermeiden.

Das Projekt wurde an der Professur für Versicherungswirtschaft und Risikomanagement durchgeführt. Die ausführlichen Ergebnisse finden sich in der Dissertationsschrift von Dr. Joachim Zwanzger.