Am Beispiel des schienengebundenen Öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) soll gezeigt werden, wie kritische Infrastrukturen durch ein ganzheitliches Risikomanagement (RM) besser vor terroristischen Anschlägen geschützt werden können. Im Rahmen eines solchen Risikomanagements werden

  • die terroristischen Bedrohungen und Verwundbarkeit der Infrastruktur erfasst,
  • die dadurch verursachten Risiken hinsichtlich Konsequenzen und Kosten unter Berücksichtigung der praktischen Erfahrungen von Polizei und Betreibern bewertet,
  • geeignete Maßnahmen identifiziert und bewertet, die inakzeptable Risiken beseitigen bzw. deren Konsequenzen abmildern, ohne gegen gesellschaftliche Wertvorstellungen, Grundrechte und gesetzliche Regelungen zu verstoßen,
  • Realisierungspläne für die Schutzmaßnahmen unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen aufgestellt und die Konsequenzen aufgezeigt. Hierbei finden insbesondere auch behördliche Entscheidungsparameter Eingang, nach denen Schutzmaßnahmen vorgeschlagen bzw. angeordnet werden.


Damit zielt das ganzheitliche Risikomanagement darauf ab, in dem Spannungsfeld zwischen den technisch und organisatorisch maximal erreichbaren, der wirtschaftlich sinnvollen und den von den gesellschaftlichen Werten abgeleiteten Sicherheitsbegriffen die optimale Sicherheit zu erreichen, die Prävention als auch Gefahrenabwehr umfasst.

Der integrale Projektinhalt gliedert sich in sieben weitgehend eigenständige Arbeitspakete (AP):

AP 1) Problemanalyse
Ziel des Paketes "Problemanalyse" ist eine umfassende Analyse terroristischer Bedrohungen des ÖPV sowie eine aus dieser resultierenden Extraktion fundamentaler Anforderungen an das Tool-gestützte Risikomanagement.

AP 2) Operationsanalyse
Die "Operationsanalyse" bezeichnet eine operationsanalytische Bewertungsmethode, die unter Berücksichtigung vorgegebener Angriffs- und Abwehrpläne das interdependente Verhalten von Terroristen und ÖPV-Betreibern sowie daraus resultierende Konsequenzen für die ÖPV-Infrastruktur wirklichkeitsnah abbildet.

AP 3) Kostenschätzung
In dem Paket "Kostenschätzung" werden, ausgehend von geeigneten Schätzverfahren, die Kosten von Sach-/Personen- und Folgeschäden analysiert. Dazu gehören die Analyse der direkten Wirkung eines jeden Szenars auf Personen, Einrichtungen und Betrieb, die Analyse der Folgeeffekte sowie die Analyse der Auswirkungen des Anschlags auf weiche Faktoren wie Medien, Geschäftsbeziehungen, öffentliche Meinung, Nachfrageverhalten der Kunden, etc.

AP 4) Szenario-basierte Risikobewertungsmethode
In diesem Arbeitspaket erfolgt die Bereitstellung einer Szenario-basierten Risikobewertungsmethode zur qualitativen Bewertung der Risiken von Terroranschlägen gegen ein ÖPV-System.

AP 5) Risikosteuerung und -kontrolle
Die "Risikosteuerung und -kontrolle" identifiziert eine Zusammenstellung von Sicherheitsmaßnahmen, die möglichst alle wahrscheinlichen und aus Sicht des ÖPV-Betreibers relevanten Risiken abdeckt und gleichzeitig nicht gegen gesellschaftliche Wertevorstellungen und gesetzliche Vorgaben verstößt.

AP 6) Realisierungsplanung der Sicherheitsmaßnahmen
In diesem Arbeitspaket werden relevante Planungsrestriktionen erfasst.
Basierend einer generischen ÖPV-Struktur wird der Beschaffungsumfang einer jeden Sicherheitsmaßnahme abgeschätzt, m.a.W. die Planungsparameter pro Sicherheitsmaßnahme zusammengetragen. Anschließend werden Entscheidungsregeln für die Mehrzieloptimierung hinsichtlich Realisierung ermittelt. Letztlich wird eine regelbasierte Optimierungsmethode bereitgestellt, die von vorab identifizierten Risiken und Sicherheitsmaßnahmen sowie Planungsrestriktionen ausgeht und einen optimalen Realisierungsplan berechnet.

AP 7) Integration, Test und Validierung
Das letzte Arbeitspaket leistet eine Zusammenführung der verschiedenen Methoden in einem Internetportal zu einer benutzerfreundlichen Unterstützungsmethode des Risikomanagements.