AER2017 @ DLR - Raus aus dem Vorlesungsalltag, rein in den fliegenden Hörsaal

22 Oktober 2019

Unter diesem Motto führte der studierende Jahrgang 2017 Aeronautical Engineering erfolgreich eine Versuchsreihe am deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) in Oberpfaffenhofen in einer Cessna C208B durch.

Aber von Anfang an: Im zweiten und dritten Studienjahr absolvieren die Studenten des Studiengangs Aeronautical Engineering das Studienfach „Flugmechanik und Flugregelung“ veranstaltet von der Professur „WE 8.6 Flugmechanik und Flugregelung“ von Prof. Dr.-Ing. Stephan Myschik. Die angehenden Luftfahrzeugführer lernen hier flugmechanische Grundlagen, z .B. das Verhalten von Flugzeugen auf bestimmte Steuereingaben des Piloten, die grundlegenden Aspekte der Flugleistungen und wie diese durch den Einsatz von diversen Regelungstechniken in der Luftfahrt umgesetzt werden. Während dieser Zeit führen die Studenten ebenfalls ein Praktikum durch. Hier schlüpfen sie in die Rolle eines Testpiloten und eines Flugingenieurs und führen praktische Versuche zunächst im Simulator durch. Dabei erfassen sie relevante Messdaten, werten diese aus und vergleichen Ihre Ergebnisse mit der zu erwartenden Theorie.

Trotz des Einsatzes von Simulatoren, welche in den vergangenen Jahren immer realistischere Flugsituationen abbilden, sind Testflüge bei Versuchen und der Entwicklung von Flugzeugen sehr wichtig. Und so wurden auch in diesem Jahr Testflüge in Kooperation mit dem DLR Oberpfaffenhofen veranstaltet. Unter dem Titel „fliegender Hörsaal“ führten die Studenten am 08. und 11.10.2019 bei besten Wetterbedingungen eine Reihe von Messungen in der Luft erfolgreich durch.

Der Tag am DLR beginnt mit einem typischen Briefing vor einem Flugversuch. Die Testpiloten informieren über das erwartete Wetter und dem Fluggebiet, welches sich über und um den Starnberger See befindet. Danach erhalten die Studenten ein Briefing durch erfahrene Testingenieure und sprechen die Einzelheiten der Versuche durch. Bereits vor dem Termin haben sich die angehenden Piloten detailliert auf das Praktikum vorbereitet. Und so scheint es nicht verwunderlich, dass es am Ende des zweiten Briefings wenig Fragen gab.

Im Anschluss geht es dann auch schon los. Die Maschine, eine 10-sitzige Cessna C208B, ausgestattet mit modernsten Messapparaturen befindet sich bereits vollgetankt und fertig zum Abflug auf dem Vorfeld des Hangars. Jeweils zwei Piloten, ein Testingenieur und sechs Studenten nehmen in dem Flugzeug Platz. Die Motoren werden gestartet und schon kurze Zeit später befindet sich der „fliegende Hörsaal“ in der Luft. Bereits nach wenigen Minuten fliegt die Cessna in einer Höhe von 6000 Fuß, umgerechnet 1800 Meter über Grund und man erblickt den Starnberger See und das Alpenpanorama aus der Luft. Aus dem Cockpit erklingt ein „Ready“ über den Sprechfunk und der Flugingenieur erteilt die Order für die Tests.

Vor den Sitzplätzen der Studenten befindet sich jeweils ein Monitor, der wichtige Messparameter anzeigt. Es geht los: Der Pilot zieht die Nase des Flugzeugs nach oben auf ca. 20 Grad. Beim Erreichen einer gewissen Geschwindigkeit lässt der Pilot das Ruder los und das Flugzeug fängt an zu „schwingen“. In der Fachliteratur spricht man von den so genannten Bahnschwingung („Phygoide“). Nachdem der Pilot das Ruder losgelassen hat, neigt sich die Nase des Flugzeugs automatischen nach unten. Die Geschwindigkeit reicht nicht mehr aus, die Erdanziehungskraft zu kompensieren. Das Flugzeug beginnt einen leichten Sinkflug, die Geschwindigkeit steigt, es wird wieder mehr Auftrieb produziert und die Nase bewegt sich langsam wieder nach oben. Danach geht der Prozess von vorne los. Dies geschieht so lange, bis das Flugzeug wieder einen stabilen Geradeausflug macht. Akribisch schreiben die Studenten ihre Messungen auf einer „Flight Test Card“ mit.

Nach und nach werden die weiteren Versuche durchgeführt, bei denen die angehenden Piloten positiven Belastungen, als auch geradezu Nullbelastungen ausgesetzt sind und Kurvenflüge mit einer Neigung von 60 Grad durchfliegen. Nach den erfolgreich durchgeführten Versuchen befindet sich das Flugzeug wieder in Richtung Heimatflughafen. Bei dem Blick in die Gesichter stellt man fest, dass alle begeistert von den Versuchen sind. Schließlich dürfen die angehenden Piloten praktische Erfahrungen in ihrem späteren Arbeitsumfeld machen - der Fliegerei. Und so scheint es nicht verwunderlich, dass das Praktikum ein Highlight des Studiums ist.

Die eigentliche Arbeit beginnt nun nach dem Flug. Die Auswertungen der Messungen und der Vergleich mit der Theorie runden das Praktikum ab, wodurch die Studenten ein besseres Verständnis bekommen haben.