Treibhausgas-Bilanzierung an der UniBw
"If you cannot measure it, you cannot improve it"
-Lord Kelvin-
Projektdauer
Januar 2021 - December 2024
Projektleitung |
Projekt Mitarbeiter |
Prof. Dr. Manfred Sargl |
Jose Martinez MA Romana Rohden Jonathan Rohr
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Offene Stellen:
Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
Ursache des Projekts
Dieses Projekt soll dazu beitragen, die alarmierende Temperaturentwicklung zu stoppen. Dazu müssen aber alle Akteure ihre THG-Emissionen einheitlich und ehrlich bilanzieren, um ihre Hauptemissionstreiber zu identifizieren. Im nächsten Schritt können dann gezielte Maßnahmen ergriffen werden und mit einer kontinuierlichen Bilanzierung die Reduktionserfolge gemessen werden.
Inhalt des Projekts
Im Rahmen des Projekts wurde 2020 erstmals eine umfassende Treibhausgasbilanz der Universität der Bundeswehr München , gemäß den Anforderungen der Richtline für die Treibhausgabilanzierung der Hochschulen in Bayern (BayCalc) erstellt, und regelmäßig weiterentwickelt und aktualisiert. Die Bilanz dient als zentrales Instrument des Klimaschutz-Controlling an der Hochschule und ermöglicht eine begleitende Wirkungskontrolle der hier getroffenen Reduktionsmaßnahmen.
Klimaschutz-Controlling
Ein Controlling der Treibhausgas-Emissionen stellt sicher, dass die Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes einer Institution gesteuert und dokumentiert werden kann. Dies ist ein prozesshafter Kreislauf, der sich von der Anfangsbilanzierung, der Festlegung von Klimaschutzzielen und Kennzahlen, dem Beschluss von Reduktionsmaßnahmen und deren Umsetzen, einer begleitenden Wirkungsanalyse, gegebenenfalls einer Anpassung der Maßnahmen bis zur abschließenden Überprüfung, ob das Ziel erreicht wurde erstreckt, um daraufhin erneut zu starten.
Die begleitende Wirkungsanalyse im Klimaschutz-Controlling ermöglicht ein Nachjustieren der Maßnahmen und damit eine bessere Zielerreichung. In einem ersten Schritt kann dies ein allgemeiner quantitativer Soll-Ist-Vergleich der Emissionen sein, in den weiteren Schritten spezifischere qualitative Bewertungen der Treffgenauigkeit der Maßnahmen, im Sinne eines Lernens aus eigenem Tun.
Ein Klimaschutz-Controlling umfasst die Überwachung aller Treibhausgasemissionen, der direkten durch eigenen Brennstoffverbrauch sowie der indirekten durch Aktivitäten, die Brennstoffverbrauch an anderen Stellen verursachen. Dies erfordert zum einen eine Messung des eigenen Verbrauchs und die Berechnung der damit verbundenen Emissionen. Es inkludiert aber auch eine Quantifizierung der indirekten Emissionen anhand der bezogenen Energie sowie weiterer treibhausgasverursachender Aktivitäten, wie die Mobilität, die ebenfalls in CO2 umzurechnen sind. Für diese Messungen und Berechnungen braucht es eine adäquate Messarchitektur und eine Metrik der Berechnung. Dies kann sich im Einzelfall anfangs als sehr umfangreich darstellen, die vollständige Bilanzierung der Emissionen ist jedoch die Grundvoraussetzung einer soliden Klimapolitik.
Einsatzfelder einer Treibhausgasbilanz
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Bilanzierungsgrundsätze
Die Bilanzierung erfolgt gemäß dem Standard des Greenhouse Gas Protocol des World Resources Institute und des World Business Council for Sustainable Development. Sie umfasst alle Treibhausgasemissionen gemäß dem Kyoto-Protokoll bzw. des Pariser Abkommens. Die Recheneinheit hierbei sind CO2-Äquivalente. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass es neben dem CO2 noch weitere Treibhausgase gibt, die eine Klimawirkung haben. Diese können anhand ihres „global warming potential“ (Treibhausgaspotential) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in CO2-Äquivalente umgerechnet werden. Das Resultat ist eine Treibhausgasbilanz.
Die fünf Grundprinzipen einer THG-Bilanz gemäß des Greenhouse Gas Protocols sind: Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit.
Bei den Emissionen wird zwischen drei Bereiche (Scopes) unterschieden (s. Abb. 1).
Scope 1 Emissionen resultieren aus dem eigenen Verbrauch von Brennstoffen, z.B. für Wärme oder Mobilität. Scope 2 Emissionen ergeben sich aus dem Verbrauch von bezogener Energie für Strom, Wärme oder Dampf, die mit den spezifischen Emissionsfaktoren der Bezugsquelle in CO2-Äquivalente umgerechnet werden. Die meisten Problem bereitet die Ermittlung der Scope 3-Emissionen (up- and downstream), die sich nur indirekt, anhand des Umfangs der emissionsverursachenden Aktivitäten ermitteln lassen. Auch diese Aktivitäten müssen quantifiziert und anhand spezifischer Faktoren in CO2-Äquivalente umgerechnet werden.
Hauptemissionsquellen
Die Schätzung der Treibhausgasemissionen der UniBw ergab drei Hauptemissionstreiber: Strom, Wärme und Mobilität
Strom und Wärme
Die Emissionen der Universität der Bundeswehr durch Strom und Wärme sind gemessen an der Größe der Hochschule relativ hoch. Das liegt aber auch daran, dass es sich um eine Campushochschule mit Wohngebäuden handelt. Hier leben über 80% der Studierenden und damit sind Emissionen verbunden, die an anderen Hochschulen ohne Wohngebäude nicht auftreten. Der Hochschulcampus ist eine Kombination aus Hochschule und kleiner Stadt. Um einen sinnvollen Vergleich der Emissionen mit denjenigen anderen Hochschulen durchzuführen, muss dieser Anteil heraus gerechnet werden.
Bei den Emissionen durch Strom und Wärme konnte die Hochschule beachtliche Erfolge erzielen. Die strombedingten Emissionen konnten von 2013 bis 2019 um 60% gesenkt und die wärmebezogenen Emissionen konnten, durch die Umstellung auf Biomasse im Jahr 2015 sogar um 84% gesenkt werden. Dennoch bieten die energiebedingten Emissionen immer noch ein beträchtliches Einsparpotential das etwa durch ein besseres Gebäudemanagement, den vermehrten Einsatz von regenerativer Energie oder Verhaltensänderungen weiter gesenkt werden kann. Ein sehr großes Einsparpotential könnte auch der Bereich Mobilität bieten, der etwa die Hälfte der Gesamtemissionen ausmacht.
Mobilität
Der Löwenanteil der mobilitätsbedingten Emissionen an einer Hochschule findet sich unter den indirekten Scope 3-Emissinen, da der Fuhrpark einer Hochschulen in der Regel nicht sehr groß ist und dementsprechend die Menge der direkten Scope 1-Emissionen sehr gering sein wird.
Bei den mobilitätsbedingten Emissionen durch Dienstreisen und Student Outgoing kann es bei den Reisen in Zusammenhang mit drittmittelfinanzierten Projekten oder selbstfinanziertem Studentenaustausch zu Datenlücken kommen, die jedoch bei der UniBw weitgehend geschlossen werden konnten. Eine große Unsicherheit wegen schwacher Datenlage besteht jedoch bei den Emissionen durch das Pendeln von Mitarbeitern und Studierenden, das nicht direkt erfasst wird. Mangels valider Daten werden diese Emissionen in den Bilanzen von Hochschulen in den meisten Fällen nicht berücksichtigt. Im Sinne einer umfassenden Bilanz soll dies jedoch an der UniBw München anders sein und das Pendeln in der Bilanz einbezogen werden.
Dazu wird regelmäßig eine Befragung zum Mobilitätsverhalten von MitarbeiterInnen und Studierenden druchgeführt und deren Ergebnisse anhand von Daten anderer Quellen validiert. Eine Auswertung der mobilitäsbedingten Emissionen ergab, dass die wesentlichen Treiber das Pendeln der Studierenden (ca. 59%) und MitarbeiterInnen (ca. 199%); die Dienstreisen (ca. 15%) und das Outgoing der Studierenden (ca. 6%) sind. Der eigene Fuhrpark hat mit 2% einen geringen Anteil.
Für zukünftige Mobilitätserhebungen zur Bilanzierung und begleitenden Wirkungsanalyse von Maßnahmen im Bereich Mobilität kann eine Besonderheit der UniBw genutzt werden. Die Mobilität zum und im Campus der Universität der Bundeswehr wird automatisch erfasst. Das Hochschulgelände ist umzäunt und eine Zufahrt, egal ob mit KFZ oder Fahrrad, ist nur durch eine Schrankenanlage möglich. Auch jeder Fußgängerzugang ist nur über eine Drehtür möglich. Neben dem fließenden Verkehr, kann auf dem Campus auch der ruhende Verkehr umfassend erhoben werden, da sich kostenlose Parkflächen ausschließlich für Hochschulmitglieder auf dem eigenen Gelände befinden, außerhalb jedoch ein Parkverbot besteht.
Zeitplan
Abschließend eine Graphik zur CO2-Entwicklung in der Atmosphäre gemessen am Mauna Loa Atmospheric Baseline Observatory