Herzlichen Glückwunsch, Dr. Esther Moszeik!

31 Mai 2023

 

Am 11. Mai 2023 hat die Disputation von Esther Moszeik, Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik, stattgefunden. In ihrer Dissertation hat sie die Wirkung von Yoga Nidra Meditation auf emotionale, kognitive und biologische Faktoren des Wohlbefindens in einer experimentellen Online-Studie untersucht.

„Meine Arbeit erweitert das Verständnis zur Wirkung von Meditation im Vergleich zu einer Musikintervention und mit Einbezug von Persönlichkeitsmerkmalen“, so Esther Moszeik. Speichel-Cortisol als biologischer Stressmarker wurde im Tagesprofil über drei Messzeitpunkte erhoben – mit über 200 Teilnehmenden war dies die größte bekannte Stichprobe innerhalb einer ähnlichen Längsschnitt-Intervention im deutschsprachigen Raum.

 

Ein Weg zur achtsamen Erholung

„Gesund bleiben heißt entspannen können“ (Bayrisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, 2022). Yoga Nidra, Sanskrit für „bewusster Schlaf“, ist eine Form der Achtsamkeitsmeditation, die im Liegen durchgeführt wird und keine Vorerfahrung erfordert. Diese Art der Meditation, aktuell auch bekannt als non-sleep deep rest und iRest, versetzt den Körper in einen schlafähnlichen Zustand, in welchem Körper und Gehirn die Möglichkeit haben tief zu entspannen. Am Beginn und am Ende der Meditation wird das Sankalpa (Sanskrit: „Vorsatz“) wiederholt; ein kurzer, positiver, affirmationsähnlicher Satz, der die gewünschte persönliche Weiterentwicklung betrifft.

In der experimentellen Online-Studie von Dr. Moszeik wurde die Wirksamkeit von Yoga Nidra Meditation auf Stress, Schlaf und Wohlbefinden an einer Stichprobe von 362 Personen untersucht. Nur wenige bisherige Studien bezogen sich auf randomisierte Gruppenvergleiche mit ausreichend großer Stichprobe und einschließlich aktiver Kontrollgruppe sowie einer klaren Darstellung der Effektgrößen. Es wurden zwei Meditationsgruppen mit 11 und 30 Minuten Yoga Nidra verglichen sowie mit 10 Minuten Musikintervention und einer Wartekontrollgruppe. In einem Zeitraum von zwei Monaten führten die Teilnehmenden selbständig und möglichst einmal täglich die entsprechende Intervention durch. Die Daten wurden mit Full Information Maximum Likelihood mittels Varianzanalysen innerhalb eines Strukturgleichungsmodells ausgewertet.

Den eigenen Einschätzungen der Teilnehmenden sowie den Cortisol-Analysen zufolge, konnte die Anwendung der kurzen Meditation die subjektiven Werte signifikant beeinflussen, Cortisolwerte jedoch erst bei regelmäßiger Durchführung. Die lange Meditation hatte hier, auch ohne Berücksichtigung der Häufigkeit, einen signifikanten Effekt auf Speichel-Cortisol, insbesondere auf einen flacheren Anstieg der Aufwachreaktion und damit einen entspannteren Start in den Tag.

Die Relevanz kleiner Effekte für gesundheitsförderliches Verhalten in der breiten Bevölkerung wird hervorgehoben.

 

Ist Gewissenhaftigkeit der Schlüssel zum Erfolg?

Einen wichtigen Aspekt der Untersuchung bildete weiter die Fragestellung nach den Persönlichkeitsmerkmalen als Einflussfaktoren der Wirkung von Yoga Nidra. So konnte festgestellt werden, dass besonders Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen die Effekte von Yoga Nidra unterstützen. Neurotische Personen profitierten eher von der langen Meditation: Die Kurzform reichte für sie wegen der stärkeren emotionalen Belastungen eher nicht aus. Extravertierten Menschen würde Dr. Moszeik aufgrund ihrer Untersuchungen vorschlagen, andere Entspannungsmethoden oder körperlich aktives Yoga auszuprobieren: Lange Meditationen empfanden Extravertierte subjektiv als stressig - auch wenn die Cortisolwerte sanken. Verträgliche Personen profitierten besonders von der Musikintervention.

Dr. Moszeik resümiert: Für die zukünftige Forschung wäre es wünschenswert, Cortisolveränderungen im Tagesverlauf individuell genauer zu betrachten und die Wirkmechanismen von Meditation weiter zu verstehen. Wann aktiviert die Meditation, wann entspannt sie und was braucht der/die Einzelne? In ihrem anstehenden Habilitationsprojekt möchte sie dazu auch die Erfassung von Achtsamkeit in einem neuen, ganzheitlichen Fragebogen in Bezug zu den Ursprüngen in der Yoga-Philosophie operationalisieren. Wir wünschen ihr viel Erfolg dabei!

Text: Olga Lantukhova, Esther Moszeik; Bild, v. li. n. R.: Prof. Karl-Heinz Renner, Dr. Esther Moszeik, Prof. Bernhard Leipold, Prof. Timo von Oertzen. Aufnahme: Olga Lantukhova

Anmerkung der Autorin:

Diese Forschungsarbeit wurde durch dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr gefördert. dtec.bw wird von der Europäischen Union – NextGenerationEU finanziert.