Zwei Staatsministerinnen, drei Professoren, ein Forschungsprojekt

2 Februar 2022

Gleich zwei Staatsministerinnen besuchten die Universität der Bundeswehr München, um sich über ein Projekt von drei Professoren zu informieren: Die Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr Kerstin Schreyer und die Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach informierten sich über ein gemeinsames wissenschaftliches Projekt von Prof. Philipp Rauschnabel, Prof. Stefan Koos und Prof. Florian Alt.

Bevor die drei Professoren ihr Projekt vorstellten, wurden die Staatsministerinnen von der Präsidentin Prof. Merith Niehuss und der Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Eva-Maria Kern begrüßt.

Die Professoren Rauschnabel, Koos und Alt stellten ihre Präsentation unter die Überschrift „Augmented Reality gehört in den öffentlichen Diskurs“. Das Besondere an diesem interdisziplinären Projekt ist, das die drei Professoren aus unterschiedlichen Fakultäten und wissenschaftlichen Disziplinen stammen. Prof. Rauschnabel ist der Medienexperte und Enthusiast für Anwendungen aus dem Bereich Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), Prof. Koos ist Jurist und ordnet die juristischen Konsequenzen der weltweiten Anwendung von AR/VR ein. Und Prof. Alt, der leider nicht anwesend sein konnte, übernimmt als Informatiker die technischen Aspekte des Projekts. Der Schwerpunkt liegt bei dem Projekt jedoch bei AR.

Konkret geht es bei dem Projekt um die Möglichkeiten und Einsatzspektren von AR/VR. Beide Technologien verbreiten sich nach und nach auf unterschiedlichen Ebenen der Gesellschaft. Vom privaten Gebrauch bis hin zum Einsatz in der Industrie oder in der Bildung etwa in Schulen. Für Prof. Rauschnabel geht es immer noch zu langsam. „Die Möglichkeiten von AR sind extrem vielschichtig. So gibt es schon Beispiele wie Arbeiter in der Industrie ihre Arbeitsanweisungen über AR erhalten und dies auch positiv einschätzen. Wenn wir aber die Industrievorstände fragen, scheitert der verstärkte Einsatz von AR an Betriebsräten. Nach Rückfragen bei den Betriebsräten haben wir aber deutliche Widerstände gegen AR nicht festgestellt“, erklärt Prof. Rauschnabel. „So richtig haben wir die Stakeholder und Zielgruppen für den Einsatz von AR noch nicht verstanden“, ergänzt Prof. Rauschnabel.

AR-Technologie bietet Chancen und Risiken

Auch AR Metaverses werden als neue Form sozialer Medien in Erscheinung treten, die Konsequenzen sind vor allem aus juristischer Sicht schwer einzuschätzen. Diese Bewertung und Einordnung hat sich Prof. Koos auf die Fahnen geschrieben und seine Standpunkte mit Leidenschaft vorgetragen.  So sieht Prof. Koos die heutigen Datenschutzverordnungen als nicht mehr zeitgemäß an. Vielmehr müssten laut Prof. Koos Aspekte des Persönlichkeitsrechts, des Datenschutzes, des Urheber- und Markenrechts, des Lauterkeits- und Eigentumsrechts neu geregelt werden. Es stehen Fragen im Raum wie etwa totalitäre Regime Daten zu ihren Zwecken ausnutzen und wie wir in Deutschland und Europa dies verhindern können. Neue Technologien wie AR bieten enormen Chancen aber auch Risiken, die es zu berücksichtigen gilt, so der Tenor aller Beteiligten. Prof. Rauschnabel machte auch deutlich, dass AR-Anwendungen technisch so manipuliert werden können, das Betroffene dies zu spät merken und der Nachweis auch kaum zu führen sei. In der angeregten Diskussion am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig, dass insbesondere der Standort Bayern bereits mit erfolgreichen Unternehmen und guter Infrastruktur zielführend positioniert ist. Das Potenzial für AR-Anwendungen sei jedoch enorm, dies gelte es unter Berücksichtigung der Risiken auszuschöpfen.


Titelbild (v.l.n.r.): Staatsministerin Judith Gerlach, Prof. Stefan Koos, Prof. Philipp Rauschnabel, Staatsministerin Kerstin Schreyer, Vizepräsidentin Prof. Eva-Maria Kern und Präsidentin Prof. Merith Niehuss (© UniBw M/Siebold)