Verbaute Heimat? Wenn Verbrauch zum Risiko wird

16 April 2019

In der zweiten Aprilwoche konnte der Sprecher des Forschungszentrums RISK Prof. Norbert Gebbeken knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Jahreskolloquium an der Universität der Bundeswehr München begrüßen. Diesmal ging es um das aktuelle Thema: „Verbaute Heimat? Wenn Verbrauch zum Risiko wird“. Zu Beginn der Veranstaltung sprach Vizepräsident und Mitglied des RISK-Vorstandes Prof. Karl-Christian Thienel zu den Gästen.

Im Anschluss daran hielt Prof. Andreas Malcherek seinen Eröffnungsvortrag: „Hochwasserrisiko und Flächenversiegelung“. Darin plädierte er dafür, Flächen nicht mit Hilfe von Poldern in eine Mono-Nutzung zu überführen. Der bauliche Aufwand für Polder stehe in keinem Verhältnis zur sehr seltenen Nutzung als Polder, so der Wissenschaftler. Prof. Christian Jacoby sprach danach über den „Schutz des unbesiedelten Freiraums“. Er ging unter anderem auf die Umweltprüfung ein, bei der „Fläche“ als Schutzgut gilt. Dabei machte er deutlich, dass die Raumplanung ein wesentliches Element sei, um Flächennutzung nachhaltig und umweltverträglich zu gestalten.

Kritische Vorgehensweisen
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellte Prof. Dirk Lüddecke aus der Sicht der politischen Theorie Überlegungen zur politischen Diplomatie des Bauens und Wohnens vor. In seinem Beitrag wurde deutlich, dass es in der Gesetzgebung durchaus Vorgaben zur Bodennutzung und zur Verpflichtung von Eigentum gibt. Der Ausgleich von Partikularinteressen sei rechtlich, politisch und philosophisch höchst kompliziert. Deshalb wären Vorgehensweisen wie die SEM (Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme) bezüglich ihrer Wirksamkeit kritisch zu sehen.

Die beiden letzten Vorträge hielten Prof. Klaus Bogenberger sowie Prof. Florian Musso von der TUM. Bogenberger zeigte Möglichkeiten und Grenzen für die Nutzung von Seilbahnen und Flugtaxis auf und stellte die Frage, ob sich mit diesen Transportmitteln der Zukunft der Flächenfraß eindämmen lassen könne.

Musso ging abschließend noch auf verschiedene innovative Konzepte zur Stadtplanung ein, bei denen Wohnen und Arbeiten stärker zusammenrücken. Seine Ideen zur horizontalen und vertikalen Teilung und Nutzung, ermöglichen es, Gewerbe wieder in der Stadt anzusiedeln. Er erläuterte die Effizienz der Nutzung baulicher Anlagen anhand der GFZ (Geschossflächenzahl), die zu einer bis zu zehnfachen besseren Nutzung von Grundstücksflächen führen könnte.

Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land
Die Podiumsdiskussion, die das „bayerische Landesentwicklungsprogramm“ zum Thema hatte, wurde von Prof. Ursula Münch (Direktorin der Akademie für Politische Bildung, Tutzing)  moderiert. Ludwig Hartmann, MdL Fraktionsvorsitzender Bündnis90/Die Grünen verwies in seinem Statement darauf, dass nicht zuletzt das Bürgerbegehren zur Artenvielfalt gezeigt habe, dass sich ein sehr großer Bevölkerungsanteil für die Bewahrung der Natur engagiere. Am Beispiel von Parkplätzen und Einkaufszentren vor den Ortschaften zeigte er auf, wie Flächen ohne Not versiegelt werden. Prof. Holger Magel, Präsident der Akademie Ländlicher Raum setzte sich für den ländlichen Raum ein und für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Er forderte die Politik auf, eine Regionalförderung derart zu betreiben, dass nicht nur eine spezielle Region davon profitiert. Arne Wilsdorff (Reporter Landespolitik und Bayernredaktion) stellte die Bedeutung der Medien bei der Information der Bürger dar. Seiner Meinung nach wäre es besonders wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger verantwortungsvoll mit (Wohn-)Eigentum umgehen. Eine, der Lebenssituation angepasste Wohnnutzung sei hier vonnöten.

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