Erfolgreich scheitern? Podiumsdiskussion mit Autorin Anne Koark

12 November 2019

Erfolgreich scheitern – ist das ein Widerspruch in sich? Das haben Vertreterinnen und Vertreter aus etablierten Unternehmen, Start-ups, aus der Medizin und der Wissenschaft im Rahmen der Podiumsdiskussion „Erfolgreich Scheitern – und warum Fehler wertvoll sind“ im Stauffenberg-Saal der Universität versucht herauszufinden. Sie diskutierten über positive Seiten von Rückschlägen und über die Frage, ob ein erfolgreiches Scheitern überhaupt möglich sei.

Organisatorin Tanja Kreitenweis, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Unternehmensführung fragte zu Beginn der Veranstaltung: „Sind Fehler nicht auch etwas Schönes? Man lernt schließlich daraus und wächst daran!“ Auch Vizepräsidentin Prof. Rafaela Kraus sprach in ihrer Begrüßung vom sogenannten „produktiven Scheitern“. Gemeint ist, dass Menschen aus ihren Erfahrungen lernen und sich bewusst werden, wie sie durch das Scheitern besser werden können. Doch beide sind sich einig, es gibt auch eine negative Seite. Nämlich dann, wenn jemand von einem unverschuldeten Fehler betroffen ist. Eine Situation, die Anne Koark, Speakerin, Autorin und Beraterin, hautnah erleben musste.

„Steh wieder auf“

Anne Koark weiß, was es heißt zu scheitern. Sie musste vor mehreren Jahren Insolvenz anmelden – für ihre Einzelfirma und auch privat. Ihr Unternehmen „Trust in Business“ war am Ende – trotz dem Gewinn von Business-Preisen wie dem „Breakeven Award“ für Existenzgründer. Denn der 11. September 2001 und später der Beginn des Irakkrieges führten dazu, dass die Aufträge für die Firma ausblieben. Was folgte, war ein Insolvenzverfahren. „Wenn Kinder vom Fahrrad fallen sagt man ‚Steh wieder auf!‘ und später sollte man sich für das Fallen schämen?“, so die gebürtige Britin. Deshalb schlug sie einen ungewöhnlichen Weg ein: Sie sprach öffentlich über ihre Geschichte. Seither arbeitet sie als Speakerin und hat mehrere Bücher veröffentlicht, um anderen zu helfen, die ebenfalls gescheitert sind. „Für mich ist Erfolg das, was aus dem Scheitern erfolgt!“

„Wie kann ich aus Fehlern lernen?“

Doch ist es immer so einfach, wie es bei Koark scheint? Das diskutierten anschließend zusammen mit der Autorin, Ingo Kohrmeyer, Global Head of HR Services & People Operations bei Infineon, Adrian Patzak, Gründer Volabo, Angelika Bachmann, Gründerin und Schulleiterin einer internationalen Montessorischule und Allgemeinmediziner Dr. Florian Vorderwülbecke. Fehler sind menschlich, so das Credo der Diskutanten. Und dennoch ist Scheitern häufig mit Scham oder dem Gefühl von Inkompetenz verbunden. „Niemand will Fehler machen, aber man muss einen Weg finden, damit umzugehen“, so Koark, die dafür plädiert, Fehler anzunehmen und daraus zu lernen. Auch Mediziner Dr. Vorderwülbecke betonte, dass sich gerade in seinem Beruf, in dem jeder Fehler mit hohen Risiken verbunden sein kann, jeder über seine Fehlbarkeit bewusst werden müsse, um präzise zu arbeiten. Und weiter: „Jeder Arzt sagt: ‚Kommen Sie wieder, wenn es nicht bald besser wird.‘ Das ist unser Sicherheitsnetz.“ Bei einem Punkt waren sich alle einig: Fehler sollten nicht vertuscht, sondern kommuniziert werden. So entstehe laut Bachmann eine innere Achtsamkeit und die Reflexion: Was habe ich falsch gemacht und wie kann ich aus meinen Fehlern lernen?


Bildunterschrift: Anne Koark bezeichnet sich selbst als V.I.P., „Very Intensively Pleite“, nachdem sie im Jahr 2003 für ihre Firma und privat Insolvenz anmelden musste.
Bildquelle: Martin Freier