Massenmedien der Zukunft – Virtual und Augmented Reality

18 Juni 2019

Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), was ist das eigentlich?
Unter Virtueller Realität versteht man eine computer-generierte Simulation eines dreidimensionalen Bildes oder einer Umgebung. VR erfährt man, indem man eine spezielle Brille trägt und mit ihr und zusätzlichen Sensoren für die Hände in eine andere Umgebung eintaucht. Dies kann sowohl im Rahmen eines Spiels als auch in einer realistischen Umgebung stattfinden. Die einfachste Form einer VR-Brille ist eine Konstruktion aus hartem Karton, in die das Smartphone eingelegt werden kann. Unter Augmented Reality, also der erweiterten Realität, versteht man hingegen die Ergänzung der tatsächlichen Wirklichkeit, die man durch ein Brillenglas sieht, mit virtuellen Gegenständen, die mithilfe einer App hinzugefügt werden. Beide Teilbereiche zusammen fasst man mit der Abkürzung XR zusammen. Wie der Stand der aktuellen Forschung und die praktischen Anwendungen in Technik, Industrie, Marketing oder Tourismus sind, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 5. Internationalen AR VR Conference vom 12. bis 14. Juni in Neubiberg erfahren.

Eine Konferenz, bei der sich führende Wissenschaftler und Vertreter aus der Wirtschaft treffen und austauschen können zum großen Thema XR – diese Idee hatte Dr. Timothy Jung von der Manchester Metropolitan University vor 5 Jahren und lud zur ersten internationalen AR VR Conference ein. Jung leitet in Manchester das Creative AR & VR Hub, an dem er mit seinem Team anwendungsbezogene Forschung zum Thema AR und VR betreibt. Seit der ersten Konferenz veränderte sich am Markt und in der Forschung viel. So stieg in den letzten Jahren auch die Teilnehmerzahl der Konferenz stetig an.

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Von Manchester nach München
In diesem Jahr wurde die Konferenz erstmalig nicht in Manchester sondern an der Universität der Bundeswehr München abgehalten. Verantwortlich für den Ortswechsel ist Prof. Philipp Rauschnabel, Professur für Digitales Marketing und Medieninnovation (Bild). Als langjähriger Teilnehmer der Konferenz übernahm er in diesem Jahr die Gastgeberrolle. In München und Bayern gibt es zahlreiche Firmen und Start-ups, die mit AR und VR arbeiten. So kamen auf Einladung von Prof. Rauschnabel und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Katrin Brunner über 100 Expertinnen und Experten aus Nah und fern zusammen, die in Vorträgen und Diskussionen ihre Arbeit präsentierten.

Das Ziel der Konferenz sollte die Vernetzung von internationalen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sowie Anwendern aus der Praxis sein. Die Grenzen zwischen Forschung und Praxis müssten abgebaut werden, so Prof. Rauschnabel in seiner Begrüßung bei der Vorkonferenz. Wenn Wissenschaft und Industrie zusammenarbeiteten, könnte man den größtmöglichen Profit für beide erzielen. Das Besondere an dieser Konferenz sei, dass jeder der Anwesenden sich auch einbringe. Somit werde sichergestellt, dass nicht eine Gruppe nur von einer anderen profitiere, sondern dass ein wirklicher Austausch zwischen Wirtschaft und Forschung auf internationaler Ebene stattfände. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz waren sich einig über das große Potenzial, das in der Technologie von XR liegt. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig, zum Beispiel in der Industrie, in der Medizin oder im Tourismus. Momentan forschen weltweit Unternehmen und Wissenschaftler an Möglichkeiten, ihre Arbeit und Produkte durch XR zu verbessern. Sobald die Endgeräte wie AR-Brillen kleiner, leichter und somit alltagstauglicher werden, könnte die XR-Technologie zum nächsten Massenmedium werden und nahezu alle Lebensbereiche beeinflussen wie heute bereits das Smartphone.

Neueste Generation AR-Brillen vorgestellt
Michael Zawrel von Microsoft stellte den Besucherinnen und Besuchern die neueste Entwicklung im Bereich der Augmented Reality vor, die HoloLens2. Die Brille soll noch in diesem Jahr mit einer Vielzahl von Verbesserungen gegenüber ihrem Vorgängermodell auf den Markt kommen. So könnten Mechaniker Maschinen reparieren, indem sie durch eine AR-Brille sehen, was ein Mitarbeiter im Realen sieht und ihm Anweisungen geben. Dadurch müssten sie nicht selbst vor Ort sein, was Unternehmen Zeit und Geld sparen würde. Auch bei der Schulung und Einarbeitung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern solle die Brille eingesetzt werden, durch die Darstellung virtueller Anleitungen könne man das Training von Arbeitsabläufen schneller und effizienter aber auch individueller auf einzelne Mitarbeiter abstimmen, so Zawrel.

XR in Museen – wie Ausstellungsstücke neu erlebt werden können
Ein besonders praktisches Anwendungsgebiet stellte Andrea Geipel vom Deutschen Museum München vor. Sie ist dort damit beschäftigt, VR in den Museumsbetrieb zu integrieren. Durch diese Technik haben Museen neue Möglichkeiten, ihre Ausstellungsstücke moderner und innovativer zu präsentieren. Ein Objekt läge in Zukunft nicht nur einfach in einer Vitrine, sondern durch die Nutzung von AR könne der Besucher auch mehr über seine Umgebung oder seine ursprüngliche Nutzung erfahren. Allerdings sei es momentan noch schwierig, laut Geipel, genügend Inhalte in geeigneter Form für diese besondere Erfahrung bereitzustellen, auch fehle es vielen Museen an Geldern für die Anschaffung und Wartung der Geräte und am flächendeckenden WiFi.

Die Konferenz war ein großer Erfolg: Über 220 Gäste aus 25 Nationen trafen sich auf dem Campus in Neubiberg um ihre Forschung zu präsentieren, zu diskutieren und sich auszutauschen. Gleichzeitig präsentierten im Foyer des Audimax zahlreiche Aussteller ihre AR- und VR-Brillen und stellten während der gesamten Konferenz Apps und Forschungsprojekte vor. Wo die Konferenz im nächsten Jahr stattfinden wird konnten die Verantwortlichen noch nicht sagen, doch sicher ist, es wird auch im nächsten Jahr viele Neuerungen und genügend Diskussionsstoff geben.

Bildquelle: Universität der Bundeswehr München