
Do you trust this Robot?
21 Mai 2019
Bereits zum zweiten Mal nach 2018 veranstaltete die Fakultät für Betriebswirtschaft einen Leadership & Innovation Talk. Einen Tag lang gaben zehn Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft Einblicke in die verschiedenen Herausforderungen, Möglichkeiten und Anwendungsbereiche von KI.
Den Einstieg in die Tagung im Casino der Universität gestaltete die Vizepräsidentin für Entrepreneurship und den Hochschulbereich für Angewandte Wissenschaften und Initiatorin der Tagung Prof. Rafaela Kraus mit Hilfe einer Märchenerzählung. Was der bösen Königin im Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ nur durch ihren magischen Zauberspiegel möglich ist, nutzen wir heute fast schon selbstverständlich mit unseren alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Über unser Smartphone und die sozialen Netzwerke können wir sehen, wo sich bestimmte, uns bekannte, Personen gerade aufhalten, was diese tun und mit wem sie unterwegs sind. Das Smartphone entsperrt sich durch Gesichtserkennung selbst und schlägt dem Nutzer, wenn er dessen Profil besser kennt, beim Onlineshopping weitere Produkte vor, für die er sich ebenfalls interessieren könnte. Dies alles ist möglich mithilfe von Künstlicher Intelligenz.
Einer der wichtigsten aktuellen Forschungszweige
Die Bundesregierung verabschiedete 2018 ihre Strategie „Künstliche Intelligenz“, mit dem zentralen Ziel Deutschland und Europa zu führenden Standorten für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien zu entwickeln. Prof. Kraus betonte, dass heutzutage kaum mehr ein Forschungsantrag ohne einen Bezug zu KI auskomme. Um die Gäste der Veranstaltung für ethische Fragen in Bezug auf die Nutzung von KI zu sensibilisieren hielt Dr. Sepita Ansari Pir Seraei (Geschäftsführer und Mitgründer der Digital-Marketing Agentur Catbird Seat) den ersten Vortag mit dem Thema: Daten & Ethik. Hierbei stellte er vier Hypothesen auf, wie sich KI im Marketing einsetzen lasse. Das Problem umriss er mit der Formulierung einer zweifachen Doppelmoral. Auf Seiten der Konsumenten habe der Schutz von persönlichen Daten einen hohen Stellenwert, gleichzeitig würden aber unzählige Informationen freiwillig mit Technologieanbietern geteilt, wenn dafür eine Leistung wie die Nutzung einer App zu erhalten sei. Parallel dazu seien auch Unternehmen sensibilisiert für den Umgang mit persönlichen Daten ihrer Kunden und müssten sich an gesetzliche Vorgaben halten, jedoch erhielten sie mit dem Sammeln von Informationen über ihre Kunden bessere Marketingmöglichkeiten. In Zukunft würde es also nötig sein, mehr auf Bildung bezüglich Daten und Medienkompetenz zu setzen. Auch werbetreibende Unternehmen müssten in Zukunft klare Stellung zum Umgang mit Fremddaten beziehen.
Wie KI bereits praktisch angewendet wird, zeigten die Professorinnen Annika Sehl und Sonja Kretzschmar von der Universität der Bundeswehr München in ihrem gemeinsamen Vortrag zum Roboterjournalismus auf. Dass Systeme mit künstlicher Intelligenz in der Lage sind, ganze Texte selbstständig zu schreiben, zeigen Beispiele des Anbieters „retresco“. Mithilfe von Daten, zum Beispiel aus dem Verlauf eines Fußballspiels, kann die künstliche Intelligenz einen vollständigen Bericht verfassen. Und per Mausklick auch beliebig viele neue, veränderte Fassungen des Textes. Im Anschluss ging der Rechtsanwalt Dr. Michael Kieffer auf Rechtsfragen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und autonomen Systemen ein.
Spannende Vorträge und anregende Diskussionen
Nach der Mittagspause konnten sich die Gäste der Tagung in „Focus Groups“ zu verschiedenen Themen zusammenfinden und diese näher diskutieren. Anschließend folgten Vorträge über den Einsatz von KI in der Personalarbeit. Michael Hellmich von Infosys Consulting gab Einblicke in den internationalen Markt und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Auswahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Prof. Dr. Sven Laumer von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg erläuterte seine Forschungen zu diesem Thema, die unter anderem ergaben, dass Kandidaten heute bereits lieber von Maschinen (vor-)ausgewählt werden möchten, als von Menschen.
Zum Abschluss der Tagung zeigte sich Prof. Kraus „sehr zufrieden“. Sie „hoffe, dass im nächsten Jahr wieder genauso viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei sein würden, damit die Veranstaltung eine feste Institution an der Fakultät für Betriebswirtschaft werden könne.“ Auch ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja Kreitenweis, die die Tagung gemeinsam mit Prof. Kraus organisierte, freute sich über das „vielfältige, interdisziplinäre Umfeld, welches die Tagung bestimmte und die lockere und kompetente Stimmung.“
Bild: (hintere Reihe, v.l.n.r.): Prof. Florian Becker, Dr. Michael Kieffer, Prof. Sonja Kretzschmar, Dr. Frank Müller-Langen, Prof. Sven Laumer
( vordere Reihe, v.l.n.r.): Prof: Rafaela Kraus, Monica Ciolacu, Helmut Mestrovic, Stephan Reimann, Prof. Annika Sehl, Tanja Kreitenweis, Michael Hellmich
Tatkräftig unterstützt wurden die beiden Organisatorinnen durch ein Team von studentischen Hilfskräften der Fakultät für Betriebswirtschaft, die sowohl bei der Vorbereitung der Tagung halfen als auch beim reibungslosen Ablauf. Der besondere Dank geht an Vanessa Stroh, Janice Drews, Till Hey sowie an Eugen Weigel und Martin Freier.
Der nächste Leadership & Innovation Talk wird am 19. Juni 2020 zum Thema „Reality Revolution – wie disruptive Technologien das Marketing transformieren“ stattfinden. Die Tagung wird dann von Prof. Philipp Rauschnabel, Professur für Digitales Marketing & Medieninnovation, und seiner Doktorandin Katrin Brunner organisiert.
Bild: Pixabay